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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Papier & Buchdruck. Neuerungen der Buchherstellung im Spätmittelalter



Ein Markt entsteht – der frühe Buchhandel

Durch Gutenbergs Erfindungen des Buchdrucks entwickelte sich rasch ein Buchmarkt von bislang ungekanntem Ausmaß: Zuvor wurden Bücher vor allem in überschaubaren, institutionell oder freundschaftlich verbundenen Gruppen weitervermittelt. Nun konnte theoretisch jedermann Bücher käuflich erwerben.

Einer der erfolgreichsten Großverleger im deutschen Südwesten war ab den 1480er Jahren der Speyrer Peter Drach: Sorgsam wählte er verkaufsträchtige Titel für sein großes Sortiment aus, um sie in der vom Vater ererbten Werkstatt oder von Lohndruckern produzieren zu lassen.

Drach verkaufte seine Titel nicht nur in einem eigenen Ladengeschäft. Auf Kommission bot er sein Sortiment auch Buchhändlern in anderen Städten an bzw. stellte es auf den großen Messen in Frankfurt und Leipzig vor. Wie sein Rechnungsbuch zeigt, schickte er seine Buchführer sogar zu den Endkunden bis an den heimischen Schreibtisch.

Ein Verkaufsschlager aus Speyer

Pilgerliteratur war im späten Mittelalter sowohl bei den Wallfahrern, die selbst nach Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostela zogen, als auch bei Lesern, die in der Heimat blieben, sehr beliebt. Der Großverleger Peter Drach nahm daher Peter Breydenbachs „Pilgerreise ins Heilige Land“ in sein großes Sortiment auf: Dieser um 1502 gedruckte Reisebericht war einer seiner Verkaufsschlager.

Auf den aufgeschlagenen Seiten ist rechts eine Darstellung der Jerusalemer Grabeskirche zu erkennen. Anders als die Buchstaben, die mit Metalllettern gedruckt wurden, handelt es sich bei der Abbildung um einen Holzschnitt. Auch Holzschnitte waren wie die Lettern mehrfach einsetzbar; die Darstellung der Grabeskirche wurde zum Beispiel nochmals auf der Titelseite des Buches gedruckt. Je nach Wunsch des Buchbesitzers konnten die Holzschnitte nachträglich mit der Hand koloriert werden.

Auf der linken Buchseite ist außerdem ein freies Feld mit einem „n“ in der Mitte zu erkennen. Hier hätte ein Buchmaler nachträglich eine farbige Initiale einfügen können. Auch dies war ein übliches Verfahren, um Drucke zu verschönern und den reichgeschmückten Handschriften ähnlicher zu machen.


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