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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Papier & Buchdruck. Neuerungen der Buchherstellung im Spätmittelalter



Der lange Weg des Papiers von Asien nach Europa

Die Wiege des Papiers steht im antiken China: Die ältesten erhaltenen Blätter stammen aus dem 2. Jahr-
hundert vor Christus und wurden bei archäologischen Grabungen entdeckt. Über die Handelsrouten der Seidenstraße gelangte das Papier zuerst Richtung Osten bis nach Japan.

Ab dem 8. Jahrhundert nach Christus wurde die Kunst der Papierherstellung auch an Chinas westlichen Rändern in Samarkand im heutigen Usbekistan heimisch. Von dort verbreitete sie sich in der arabischen Welt und in der in dieser Zeit aufblühenden islamischen Schriftkultur.

Nach Europa kam das Papier wohl zuerst auf den italienischen Handelsschiffen aus Genua und Amalfi. Ab dem 11. Jahrhundert sind im islamisch geprägten Spanien die ersten eigenen Papierwerkstätten nachweisbar. Entscheidende Verbesserungen erfuhr der Produktionsprozess in den norditalienischen Städten des 13. und 14. Jahrhunderts. Italienisches Papier wurde fortan nach ganz Europa verkauft.

Mittelalterliche Papiersorten und ihre Verwendung

Es gibt für das mittelalterliche Europa kaum Texte, die uns etwas über den Herstellungsprozess von Papier verraten. Eine der aussagekräftigsten Quellen aus der Zeit vor 1500 ist ein Abschnitt aus dem lateinischsprachigen, enzyklopädisch angelegten Ratgeber „De partibus aedium“ von Francesco M. Grapaldo. Erstmals im Jahre 1494 in Parma gedruckt, wurde er auch im 16. Jahr-
hundert sowohl innerhalb als auch außerhalb Italiens noch mehrfach neu aufgelegt, darunter auch in Straßburg 1508.

In seinem Kapitel über die Anlage einer Privatbibliothek kommt Grapaldo auch auf die Papierproduktion in Parma zu sprechen: Zuerst beschreibt er knapp die verschiedenen Herstellungsschritte, beginnend mit dem Mahlen der Lumpen, die als Rohstoff für die Pulpe dienen, über das Schöpfen sowie Pressen der Bögen bis zum Leimen und Glätten der getrockneten Blätter. Dann nennt er kurz die verschiedenen Papiersorten, erklärt ihre Formate und Verwendungszwecke (siehe Zitat).

Grapaldo, 1464 in Parma geboren und dort 1515 gestorben, war selbst kein Handwerker, sondern Universitätslehrer für die Schönen Künste und Notar in gehobenen Diensten seiner Stadt. Wie viele humanistische Gelehrte interessierte er sich auch für zeitgenössische technische Innovationen. Die Papiermacher selbst sahen keine Notwendigkeit, den Produktionsprozess zu verschriftlichen; vielmehr verpflichteten sie aus Angst vor Konkurrenten ihre Lehrlinge sogar zu seiner Geheimhaltung.

Es gibt aber verschiedene Arten Papier. Dünner als alles andere ist das für Briefe bestimmteFester ist das Buchpapier, für Bücher bestens geeignet. Das „Regal“-Papier („Königs“-Papier) übertrifft die anderen bei uns üblichen Formate, daher hat es auch seinen NamenDoch in Bologna gibt es das noch größere „Imperial“-Format, dieses eignet sich für die Bücher zum Kirchengesang. Von geringerer Qualität ist das „Händler“-Papier, welches – zum Schreiben untauglich – den Waren wie eine Hülle als Verpackung dient


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