Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Einführung: die Zeitungen

Sanua veröffentlichte die erste Ausgabe seiner Abou Naddara-Reihe am 25. März 1878 in Kairo unter dem Titel Abū Naẓẓāra Zarqāʾ. Die zwei Monate ihres Erscheinens waren auch die letzten, in denen Sanua in seinem Heimatland als satirischer Journalist arbeiten konnte. Der größte Teil von Sanuas Veröffentlichungen in den zweiunddreißig Jahren seiner schriftstellerischen Tätigkeit wurde daher in Paris herausgegeben.

Zwischen 1878 und 1885 produzierte Sanua zwölf visuell experimentelle Zeitungsserien. Ab 1885 wurden die Struktur, der Name und das Layout der Abou Naddara-Serie stabiler. Für die Veränderungen bei den Titeln und Layouts in den ersten sieben Jahren gibt es verschiedene Gründe.

Zum einen musste sich Sanua selbst mit den neuen Techniken der Lithografie vertraut machen, die er in den Pariser Druckereien erkunden konnte. In der ersten im Exil produzierten Zeitung, die Sanua als persönlichen Reisebericht präsentierte -Riḥlat Abī Naẓẓāra Zarqā min Miṣr al-Qāhira ilā Bārīs al-Fakhira-, fügte er einfache Karikaturen und Zeichnungen ein. Diese Illustrationen wurden in der zweiten Zeitungsserie des Jahres 1879 namens Abū Naẓẓāra Zarqā verfeinert. Wahrscheinlich stellte Sanua ab diesem Zeitpunkt einen professionellen Zeichner ein.

Zweitens hielt sich Sanua nicht an das Layout und den Titel seiner Zeitschriften, weil er die khediviale Pressezensur überlisten musste. Vor allem im Jahr 1880, unter Riyāḍs Premierministerium, war es für Sanua äußerst schwierig, die Zeitschriften nach Ägypten schmuggeln zu lassen. Sanua berichtete, dass seinen Lesern schwere Strafen drohten, wenn sie mit seinen subversiven, satirischen Schriften erwischt wurden. Deshalb erschien Abū Naẓẓra (der Mann mit der Brille) plötzlich als Abū Ṣuffāra (der Flötenspieler) und verwandelte sich nur fünf Wochen später in Abū Zammāra (der Klarinettenspieler). Am Ende desselben Jahres erkannte Sanua selbstironisch sein Talent als Verwandlungskünstler und führte sein Alter Ego als Charmeur (al-Ḥāwī) neu ein. Nach dieser Phase der extremen Wandelbarkeit erhielt Abou Naddara im April 1881 seinen französischen Titel, der - abgesehen von geringfügigen Änderungen - bis 1910 beibehalten wurde.

Der ägyptische Exiljournalist experimentierte auch mit Stil und literarischen Gattungen, bevor sich seine Artikel mehr und mehr an den Standards der französischen Satirepresse orientierten. Während seine Karikaturen immer ausgefeilter wurden, begann Sanua, die mit den Zeichnungen verknüpften Texte mit beschreibenden französischen Übersetzungen zu versehen. Bereits sein erstes "Album" - die gesammelten dreißig Nummern seines Reiseberichts - wurde mit einem Nachwort veröffentlicht, das eine Liste der Illustrationen enthielt, jeweils mit einer kurzen Erklärung auf Französisch. Abgesehen von diesen kurzen Übersetzungen der Zeichnungen wurden Sanuas Journale jedoch gleichzeitig mit der Festlegung des Titels Abou Naddara und des Layouts im Jahr 1885 vollständig zweisprachig. Eine große Ausnahme bilden die beiden Ausgaben von The Egyptian Patriot, die Sanua 1883 in englischer Sprache gestaltete, um die britischen Besatzer auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die von der Opposition der ägyptischen Intellektuellen gegen ihre Politik ausging.

Ab 1885 veröffentlichte Sanua in der Regel am Ende eines jeden Jahres einen Sammelband und fügte zwei zusätzliche Cover hinzu, eines in französischer und eines in arabischer Sprache. Die größte dieser Sammlungen ist diejenige, die die von 1901 bis 1906 erschienenen Zeitungen vereint. Die Alben sind, wie auch die zweisprachigen Zeitschriften, von beiden Seiten lesbar. Der französische Leser kann von links nach rechts und der arabische Leser in umgekehrter Richtung lesen. Aus diesem Grund haben alle Zeitschriften und Alben zwei Deckblätter und keine Rückseite.

1888 startete Sanua eine zusätzliche Monatszeitschrift mit dem Namen at-Tawwaddud, ins Französische übersetzt mit Sympathisons (lass uns bestätigen), die den Menschen in Ägypten mehr Einblick in die europäische Politik verschaffen sollte. Bereits im Gründungsjahr befand sich auf dem Cover eine kurze Zusammenfassung des arabischen Inhalts in französischer Sprache, die im Laufe der Zeit immer umfangreicher wurde. Leider sind die Originale der vier gesammelten Bände von L'Attawadod, die zwischen 1894 und 1897 erschienen, verloren. Von diesen Zeitschriften wurden keine Nachdrucke angefertigt und die einzige Möglichkeit, auf die Texte zuzugreifen, sind die Mikrofilme in der Bibliothèque Nationale de France. Aus diesem Grund sind sie auf dieser Website nicht zu finden.

Eine weitere Zeitung wurde von Sanua im Jahr 1899 gegründet. Sie wurde von Anfang an zweisprachig (arabisch und französisch) veröffentlicht und in die jährlichen Sammelbände neben L'Attawadod und Abou Naddara aufgenommen. Ihr Titel lautete L'Almonsef (L'Equitable) und ihr erklärtes Ziel war es, die Feinde und die Freunde des östlichen Volkes gerecht zu beurteilen. Ebenso wie die Texte und Zeichnungen von L'Attawadod war auch der Inhalt dieser neuen Zeitschrift nicht satirisch gemeint.

Sanua gründete 1907 eine letzte, rein französische Zeitschrift namens L'Univers Musulman. Diese Zeitschrift wurde auf rosafarbenen Seiten gedruckt und die gezeichneten Lithografien wurden durch Fotografien ergänzt. Das Eröffnungsgedicht verkündet feierlich und gebetsartig das Ziel der Publikation: Die Zeitschrift sollte den französischen Lesern die islamische Kultur erklären, um ihnen die Angst und die Vorurteile gegenüber dieser Religion zu nehmen. Christen und Muslime wurden zu einer verständnisvollen, friedlichen und konstruktiven Zusammenarbeit ermutigt.

zum Seitenanfang