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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

IV. Ritual und Recht

IV.4 Der Zweikampf als Gottesurteil

Heinrich von Veldeke, Eneas, bearbeitet von Hans Coler, Handschrift aus Straßburg, 1419

Kolorierte Federzeichnung aus der „Elsässischen Werkstatt von 1418“
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 403, fol. 248v
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Das Gottesurteil beruht auf der Vorstellung, dass Gott als Hüter des Rechts in strittigen Gerichtsfällen durch ein Zeichen Hinweis auf Schuld oder Unschuld gibt. Beim Zweikampf etwa sollte der Ausgang des vor Gericht ausgetragenen Waffengangs die Wahrheit erweisen.

Im Bild ist der Höhepunkt des Duells eingefangen: Mit dem Schwert durchbohrt der linke Ritter seinen Gegner, der noch die Hand mit dem Dolch erhoben hat. Der literarische Held Eneas siegt damit über Turnus. Sein Preis ist die Hand Lavines, die von einem Turmfenster im Hintergrund den Kampf beobachtet.

Zwar fehlen weitere Zuschauer, doch die Absperrungen des Kampfplatzes erinnern an die Schranken von Gerichtsorten. Auch die Romanhandlung legt die Vorstellung eines Gottesurteils nahe: Dem gerechten Streiter Eneas steht Gott bei, dem mutwilligen und der Raserei verfallenen Turnus versagt er seine Hilfe.

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