Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Carl Joseph Anton Mittermaier (1787–1867)

Portrait des JuristenDer Jurist, Publizist und Politiker Mittermaier wurde am 5. August 1787 in München geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Landshut promovierte er 1809 an der Universität Heidelberg.

1811 erhielt er, nachdem er einen Ruf nach Kiel abgelehnt hatte, eine Professur der Rechte in Landshut. Er hielt Vorlesungen über deutsches Privatrecht, deutsche Rechtsgeschichte, Strafrecht und Prozeßrecht. 1819 übernahm er einen Lehrstuhl an der neugegründeten Universität Bonn, 1821 wechselte er dann nach Heidelberg. Der damals Vierunddreißigjährige war dort Mitglied einer der berühmtesten Juristenfakultäten und lehrte gemeinsam mit berühmten Professoren wie Thibaut, Vangerow, Bluntschli und Renaud. Trotz verschiedener verlockender Angebote anderer Universitäten blieb Mittermaier bis zu seinem Lebensende in Heidelberg, wo er am 28. August 1867 starb.

Auf allen Gebieten, in denen er Vorlesungen hielt, verfaßte er Monographien oder Lehrbücher, die oft in mehrere Auflagen erschienen und auch in zahlreiche andere Sprachen übersetzt wurden. Mittermaier gilt als eine der zentralen Figuren des gemäßigten südwestdeutschen Liberalismus. Er war ab 1829 Mitglied der Badischen Gesetzgebungskommission und von 1831 bis 1840 sowie von 1846 bis 1849 Abgeordneter in der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung, davon die meiste Zeit als Präsident des Parlaments. Darüber hinaus gehörte er als wichtiger Mitstreiter der Frankfurter Nationalversammlung 1848 und 1849 an.

Mittermaier erhielt zahlreiche internationale Ehrendoktorwürden. Die Stadt Heidelberg verlieh ihm 1836 die Ehrenbürgerwürde. Das 1822 von Mittermaier in Heidelberg erworbene und nach ihm benannte Gebäude „Palais Mittermaier“ unterhalb des Heidelberger Schlosses (heute Karlstraße Nr. 8) ist heute eines der ältesten barocken Bauwerke der Altstadt Heidelbergs.

Im Bestand der Universitätsbibliothek Heidelberg wird neben dem umfangreichen, ca. 12.000 Briefe umfassenden Briefnachlaß Mittermaiers (Signatur: Heid. Hs. 2746, 2748, 2749, 3295, 3468-3470, 4042) auch seine umfangreiche Fachbibliothek aufbewahrt.

Die Bibliotheca Mittermaieriana

Titelnachweis im Katalog der UB Heidelberg

Kurz vor seinem Tod schenkte Mittermaier seine Bibliothek der Universitätsbibliothek unter der Auflage, sie als Ganzes und mit eigenen Signaturen aufzustellen. Es handelt sich um eine reine Fachbibliothek mit fast nur juristischen Werken, sie enthält kein Werk der „Schönen Literatur“. Diese Bücher wird Mittermaier vermutlich seiner Familie vererbt haben.

Die Bibliothek enthält ca. 4.400 Werke in 8.019 Bänden und ca. 6.000 Dissertationen und Broschüren, die fast alle in Sammelbänden zusammengefaßt sind. Die Bände nehmen in den Regalen der Universitätsbibliothek ca. 270 Meter ein.

Mit Mittermaiers Bibliothek kamen auch 33 Handschriften, darunter ein vollständiges Exemplar des Oberbayerischen Landrechts Kaiser Ludwigs aus dem Jahr 1346 (Heid. Hs. 480) und eine Inkunabel, ein in Augsburg um 1475 gedruckter Schwabenspiegel (I 3279 A fol. INC), in den Bestand der Universitätsbibliothek.

Portrait des Juristen (2)Ein gutes Viertel der Bibliothek besteht aus Literatur zum Privatrecht und zur Rechtsgeschichte, mit einem Schwerpunkt im deutschen Recht. Weitere wichtige Abteilungen stellen die Literatur zum Prozeßrecht und den damit verwandten Gebieten sowie zum Strafrecht dar. Den vierten Schwerpunkt der Bibliotheca Mittermaieriana bildet die Literatur über die zeitgenössischen Gesetze und Gesetzesvorhaben. Mittermaiers Bücherbestände auf den übrigen Rechtsgebieten, wie z.B. des Kirchenrechts oder zum öffentlichen Recht sind vergleichsweise bescheiden. Ergänzt wird dieser Bestand durch die ca. 6.000 Dissertationen und Broschüren und Kleinschriften, wie z.B. Gesetzestexte.

Die Bibliotheca Mittermaieriana wurde 1868 in dem damaligen Gebäude der Universitätsbibliothek in der Augustinergasse 15 (ehemaliges Jesuitenkolleg) in 25 eigens angefertigten Schränken grob nach Sachgebieten aufgestellt. Die Signaturengebung folgte dieser Aufstellung: Die erste Zahl gab die Nummer des Schrankes an, in dem die Schrift aufbewahrt wurde; der zweite, durch ein Komma abgetrennte Teil war die Zahl der fortlaufenden Nummerierung der Bücher innerhalb des Schrankes. Im Frühjahr 1869 wurde die Büchersammlung für die öffentliche Nutzung freigegeben.

Da einige der Titel aus der Bibliothek Mittermaiers im Bestand der UB bereits vorhanden gewesen waren, entschied man sich 1878 zum Verkauf ausgewählter Dubletten. Hierbei wurden jedoch nur die Exemplare der UB, nicht die der Gelehrtenbibliothek veräußert.

Als die Bibliotheca Mittermaieriana 1905 mit der ganzen Universitätsbibliothek in ihr neues Gebäude in der Plöck umzog, wurden sie in einem der Magazinflügel in Holzregalen untergebracht. Die Bände erhielten neue Signaturen, die sich aus dem Namen Mittermaier und einem Nummerus currens, der die alte Nummernfolge hinter den jeweiligen Schrankangaben übernahm, zusammensetzen.

Der Nachweis des Bestandes erfolgte in verschiedenen Katalogen:

  • Bibliotheca Mittermaieriana. Dissertationen und Broschüren, 156 S. (vermutlich zwischen 1867 und 1869 im Rahmen der Erstkatalogisierung angelegt) (Heid. Hs. 2790)
  • Realkatalog der Bibliotheca Mittermaieriana (Monographien und Broschüren), 3 Bände. (Bd. 1 und 2 zwischen 1867 und 1869 angelegt, Bd. 3 Konkordanz der alten und neuen Signaturen, erstellt 1922) (Heid. Hs. 2791,1-3)
  • Dissertationes Mittermaierianae Catalogus, 40 Bl., z.T. von Mittermaiers Hand (Heid. Hs. 4042, früher MITTERMAIER 4505)
  • In den Jahren 1873-1877 veranlaßte Karl Zangemeister die Verzeichnung im alphabetischen Hauptkatalog und im systematischen Katalog der Universitätsbibliothek.

Seit Anfang 2008 wird die Bibliotheca Mittermaieriana komplett im Onlinekatalog HEIDI der UB Heidelberg katalogisiert, schon jetzt wird deutlich, daß die verbesserte Nachweissituation zu einer erhöhten Nutzung dieses wertvollen Bestandes führt.

Weiterführende Literatur

Weitere Literatur von und über Karl Joseph Anton Mittermaier im Bestand der UB Heidelberg

(M. Effinger, UB Heidelberg)

zum Seitenanfang