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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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III. Wege zur Systematik

Birnenblüte mit Schmetterling (Bd.2, Taf. II)

Birnenblüte mit Schmetterling (Bd.2, Taf. II)

III.12 Maria Sibylla Merian
Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung worinnen, durch eine gantz-neue Erfindung, Der Raupen, Würmer, Sommer-vögelein, Motten, Fliegen, und anderer dergleichen Thierlein, Ursprung, Speisen, und Veränderungen, samt ihrer Zeit, Ort und Eigenschaften, Nürnberg, Frankfurt: Graff und Leipzig: Funk, Bd. 1: 1679 [VD 17,12:651543S], Band 2: 1683 [VD 17,12:651546Q]
UB Heidelberg, O 1295-0-4 RES

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Maria Sibylla Merian (1647–1717) war die Tochter des berühmten Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian d.Ä. (1593–1650). Seit 1674 sammelte sie in der Umgebung Nürnbergs Insekten und versuchte, durch systematische Beobachtung etwas über deren Lebensumstände herauszufinden. Sie beobachtete und zeichnete den bis dahin kaum erforschten Prozess ihrer Metamorphose vom Ei zur Raupe sowie vom Kokon zum Schmetterling. Die erste Veröffentlichung mit naturwissenschaftlichem Anspruch war ihr hier ausgestelltes Raupenbuch. Es wurde 1679 und 1683 in zwei, jeweils 50 Tafeln umfassende Bänden im Verlag ihres damaligen Mannes Johann Andreas Graff verlegt; 1717 kam postum in Amsterdam noch ein dritter Teil mit weiteren 50 Illustrationen in holländischer Sprache heraus.
Die Illustrationen zeigen nicht nur die Insekten, sondern auch die Pflanzen, die diesen durch die gezielte Ablage der Eier als Lebensgrundlage dienen. Bissstellen in den Blättern illustrieren diese Beziehungen zwischen den einzelnen Raupenarten und ihren Futterpflanzen. Gegenüber der bisher üblichen, rein künstlerisch-kompositorischen Bereicherung von Blumenbildern mittels Vögeln, Fröschen, Echsen und Insekten stellte diese auf den realen Kontext Bezug nehmende Darstellungsform eine neuartige Sichtweise dar.
Maria Sibylla Merian gilt heute nicht nur als bedeutende Künstlerin, sondern als wichtige Wegbereiterin der modernen Insektenkunde. Auch ein nicht geringer Teil der Artenbeschreibungen Linnés (vgl. III.2) basieren auf ihren Vorarbeiten.

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