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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Papier & Buchdruck. Neuerungen der Buchherstellung im Spätmittelalter



Vorläufer des Buchdrucks

Gutenbergs Erfindungen waren in vieler Hinsicht Verbesserungen und Weiterentwicklungen von damals bereits bekannten Reproduktionsverfahren. Erste Erfahrungen sammelte er wohl ab 1434 in seinen Straßburger Jahren durch ein Unternehmen, das Wallfahrtsandenken aus einer Blei-Zinn-Legierung prägte. Dafür entwickelte er eine erste Handpresse.

Vorbild waren jedoch vor allem die im 15. Jahrhundert schon weit verbreiteten Einblattdrucke und Blockbücher, die ihren Namen vom Blockdruckverfahren erhalten. Sowohl Bilder als auch begleitende Texte wurden dazu aus einem einzigen hölzernen Block geschnitzt. Beliebt waren solche Drucke vor allem für Heiligenbilder und erbauliche Schriften, aber auch für Spielkarten.

Dame, Bube, König, Herz

Spielkarten müssen im Europa des späten 14. und 15. Jahrhunderts ein beliebter Massenartikel gewesen sein, auch wenn sie sich als Gebrauchsobjekte nur in Ausnahmefällen erhalten haben. Die in der Universitätsbibliothek Heidelberg verwahrten Fragmente aus dem 16. Jahrhundert haben nur deshalb überdauert, weil sie nie zum Kartenspiel genutzt wurden. Da der Druck selbst bzw. die nachträgliche Kolorierung mit Wasserfarbe misslungen war, sortierte man sie aus; so gelangten sie zu einem Buchbinder, der sie als Makulatur zur Herstellung seiner Bucheinbände verwendete.

Das Kartenspiel gilt als ein Zeitvertreib, der Europa in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus dem Orient erreichte. Zuerst ist es in den eng mit dem Nahen Osten verbundenen Handelsstädten in Mittel- und Norditalien nachweisbar. Schon 1384 erfahren wir aber auch von Spielkartenmalern nördlich der Alpen in Nürnberg. Die Kartenmaler erleichterten sich das Zeichnen ihrer Blätter, indem sie die Kartenmotive mit erhabenen Linien in längs der Maserung gesägte Holzblöcke schnitten. Der Druckstock wurde mit einer Bürste oder Stempelkissen mit blauer Leimfarbe eingefärbt. Danach legte man das zu bedruckende Papier auf den Block und bürstete es mit einem Haarreiber an. Das bedruckte Blatt wurde mit Hilfe von Schablonen farbig ausgemalt und in einem letzten Schritt auf Karton aufgezogen.


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