Papier & Buchdruck. Neuerungen der Buchherstellung im Spätmittelalter
Massenhafte Ochsenköpfe
Das häufigste Wasserzeichen-Motiv für über drei Jahrhunderte von 1325 bis etwa 1650 war der so genannte Ochsenkopf: Etwa ein Viertel aller bisher erfassten Wasserzeichen sind Ochsenköpfe. Bekannt sind damit fast 4000 verschiedene Typen, die sich anhand verschiedener Merkmale – mit oder ohne Augen, mit oder ohne Maul, mit geraden oder krummen Hörnern – unterscheiden lassen. Oft tragen sie auf der Stirn auch einen Stab, der wahlweise etwa in einem Stern, einer Blume oder einem Kreuz enden kann.
Die insgesamt große Ähnlichkeit der Ochsenköpfe macht es allerdings schwer, sie nicht zu verwechseln. Es ist und war daher auch kaum möglich, sie konkreten Papiermühlen oder zumindest Mühlen-Revieren zuzuordnen, wie das eine der frühesten Quellen des Mittelalters zu Wasserzeichen einfordert: Die Statuten der Kommune Bologna für Gewerbetreibende stellten unmissverständlich klar, dass die im späten 14. Jahrhundert schon weithin verbreiteten Wasserzeichen die Herkunft der Papiere belegen sollten.
Daneben bezeichnet der Rechtstext die Wasserzeichen aber auch als Qualitätsmarken: Jeder Papiermacher sollte demnach zwei verschiedene Motive verwenden, je nachdem, ob es sich um Blätter erster oder zweiter Wahl handelte. Diesem Verständnis als Gütezeichen ist wohl auch die außerordentliche Beliebtheit der Ochsenkopf-Wasserzeichen unter den Papiermachern zu verdanken: Sie zeigten dem Käufer an, dass es sich um gutes Schreibpapier handelte, wie der Humanist Ladislaus von Sunthaym Ende des 15. Jahrhunderts in einem seiner Werke beiläufig erwähnte.
Fünf Originalkarteikarten aus der Wasserzeichenkartei Gerhard Piccard
Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 340 PO