Papier & Buchdruck. Neuerungen der Buchherstellung im Spätmittelalter
Das Schöpfsieb – wichtigstes Werkzeug des Papiermachers
Das starre Schöpfsieb aus Kupferdraht stellt die dritte Neuerung in der europäischen Papiermacherei dar. Erst durch die Erfindung des Drahtziehens wurde es möglich, feine Drähte für den Bau von Schöpfformen herzustellen.
Im arabischen Raum verwendete der Papierer für sein Sieb frische Pflanzenstängel von Schilf oder anderen Gräsern. Sie wurden mit Fäden aus Rosshaar oder Seide verflochten und ergaben auf diese Weise eine flexible Matte.
In der ostasiatischen Papiermacherei verwenden die Papierer teilweise noch heute Siebe, die mit Tüchern bespannt sind. Die Textilsiebe eignen sich besonders für das Eingießverfahren, bei dem der Papierbrei nicht aus dem Wasser geschöpft, sondern in das Sieb gegossen wird.
Dünner und biegsamer Draht war die Voraussetzung für die Herstellung des starren Drahtsiebs. Rechts in seiner Werkstatt ist ein Handwerker bei der Drahtherstellung zu sehen, wobei er den vorgeschmiedeten Draht durch ein Zieheisen zieht. Vorne begutachtet ein Kunde die fertigen Produkte in der Auslage: gewickelte Drähte, vermutlich aus Kupfer, Messing oder Zinn.
Bis ins 14. Jahrhundert wusste man Metall nur mit dem Schmiedehammer zu bearbeiten. Die so gewonnen Drähte waren jedoch noch ungleichmäßig und das Verfahren war sehr aufwendig. Im 14. Jahrhundert erfand man den Drahtzug, der das Verfahren entscheidend verbesserte. Der Drahtzieher zog dazu das bereits grob geschmiedete Metall mit reiner Muskelkraft immer wieder durch eine sich verjüngende Öse, bis der Draht die gewünschte Dicke erreichte.
Asiatische Schwemmsiebe mit Textilbespannung
In Ostasien und dem Nahen Osten wurde schon im 1. Jahrhundert n. Chr. Papier mit Schwemmsieben hergestellt. Diese frühen Siebe zur Papierherstellung bestanden aus einem Holzrahmen, der mit grobem textilem Gewebe ausgespannt wurde. In dieses Sieb wird eine breiartige Rohmasse eingefüllt. Das Sieb schwimmt dabei auf einem Wasserbecken.
Das schwimmende Sieb ermöglicht eine gleichmäßige Befüllung. Sobald das Sieb gefüllt ist, kann man es aus dem Wasserbecken abheben. Das überschüssige Wasser tropft ab und das eingefüllte Papier trocknet im Sieb. Für jedes Blatt wird ein neues Sieb benötigt, da das Papier erst nach dem Trocknen aus dem Sieb gelöst werden kann.
Textiles Schwemmsieb (moderne Nachbildung)
Basler Papiermühle – Schweizerisches Museum für Papier, Schrift und Druck