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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Jesus mit den zehn Aussätzigen

Volkssprachliche Schriftlesungen

Liturgische Bücher zählen zu den Literaturgattungen mit breiterem Adressatenkreis. Ein Plenarium umfasst alle im Verlauf des Kirchenjahres in den gottesdienstlichen Schriftlesungen zu verwendenden Abschnitte aus der Bibel in ungekürzter Form. Da volkssprachliche Bibelübersetzungen rar sind und deren Gebrauch umstritten ist, lernt der Laie die Inhalte der Bibel vor allem durch die Lesungen im Gottesdienst kennen.

Der Ulmer Drucker Konrad Dinkmuth (Wirkungszeit zirka 1476-1496) druckte mehr deutsche als lateinische Werke. Das deutsche Plenarium stellt insofern einen Mittelweg dar, als es den ersten Satz des jeweiligen Bibeltextes in lateinischer Sprache zitiert, um dann den ganzen Abschnitt in deutscher Übersetzung wiederzugeben. Erläuterungen (Glosa) schließen sich an und stellen den Bezug zur kirchlichen Lehrtradition her.

Dinkmuths bis 1483 ausschließlich verwendete Schrifttype umfasst zahlreiche Lombarden (Zierbuchstaben), die vornehmlich am Beginn von Abschnitten verwendet werden. Verstärkt wird die Gliederung durch Rubrikzeichen. Ein Teil der Evangelien wird durch kleine, teilweise umrandete oder nach mindestens einer Seite offene Holzschnitte illustriert.
Diese sind durchgehend koloriert, wobei der Farbauftrag häufig über die gedruckten Konturen hinausreicht. Dabei handelt es sich um vereinfachte und verkleinerte Nachschnitte des Bilderzyklus, den ein deutsches Plenarium verwendet, das 1481 bei Konrad Fyner in Urach gedruckt wurde. Dem Holzschnitt korrespondiert stets eine Zierinitiale mit dem Buchstaben „B“ zur Einleitung der demselben Sonntag zugeordneten Epistel. Hervorgehoben wird dadurch die Anrede „Brüder“. Das gilt auch für das Zueinander der Darstellung der Erzählung von den Zehn Aussätzigen und der Auslegung (Glosa), die Aussatz auf die allgemeine Verfallenheit an die Sünde bezieht.

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