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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Links: I-Initiale mit den Heiligen Andreas und Pelagius
Rechts: Maria mit dem Jesusknaben auf dem Arm, flankiert von den Patronen der Diözese Konstanz, den Heiligen Konrad und Pelagius

Erbauliches und Belehrung

Die allgemeine Glaubenspraxis fand im Chorgebet und in der Messe statt, die individuelle Frömmigkeit in der privaten Andacht. Gebetbücher für den jeweiligen Bedarf gehen auf eine lange handschriftliche Tradition zurück. Hinzu kommt eine Vielzahl religiös-didaktischer Schriften, mit deren Lektüre der Laie das eigene Seelenheil erreichen konnte.
Mit moralisch erhobenem Zeigefinger sowie literarischen, historischen und zeitgenössischen Beispielen zielten andere Werke auf ein tugendhaftes Alltagsleben.

Ein hochwertig ausgestattetes Brevier für die Diözese Konstanz

Hugo von Hohenlandenberg (1457-1532), Bischof von Konstanz, erteilte dem Augsburger Drucker Erhard Ratdolt den Auftrag für die Drucklegung des offiziellen Breviers der Diözese Konstanz. Es erschien 1499 in zwei Bänden, einem Winter- und einem Sommerteil. Es enthält diejenigen Texte, die für die Stundengebete an Heiligenfesten benötigt werden.

Erhard Ratdolt (1447-1527) hatte zehn Jahre lang in Venedig eine Druckerei geführt, bevor er im Jahr 1486 in seine Heimatstadt zurückkehrte. Die Zusammenarbeit mit hervorragenden Künstlern seiner Zeit und seine innovative Schaffenskraft brachten bedeutende Werke hervor. Besonderes Merkmal sind gedruckte Zierleisten, Initialen und die Kunst des mehrfarbigen Drucks.

Der ausgestellte Band (Winterteil) beginnt mit dem Fest des hl. Andreas am 30. November. Er wird durch eine kolorierte Holzschnittinitiale mit den Darstellungen des Apostels Andreas und des heiligen Pelagius, einem der Konstanzer Patrone, eingeleitet. Andreas ist durch das Andreaskreuz gekennzeichnet, Pelagius durch Kreuz und Märtyrerpalme. Auffällig ist, dass er die Kleidung eines wohlhabenden Bürgers zur Zeit der Drucklegung der Schrift trägt. In einer Ausgabe des Konstanzer Breviers von 1516 verwendet Ratdolt eine motivisch vergleichbare Initiale, bei der die beiden Heiligen allerdings spiegelverkehrt dargestellt sind.

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