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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Der heilige Lucius spannt einen Bären vor den Ochsenpflug

Geschichten aus dem Schwabenland

Das unter der Bezeichnung „Schwäbische Chronik“ bekannte Werk ist in mehrfacher Hinsicht rätselhaft: Die Bezeichnung „Chronik“ ist unzutreffend, da das Werk eher erfundene Begebenheiten und Abenteuer zusammenträgt, die entweder im historischen Schwaben spielen oder zumindest dort ihren Ausgang nehmen. Außerdem handelt es sich bei Thomas Lirer, der sich im Text als Autor nennt, um ein nicht restlos geklärtes Pseudonym.

Abgesehen von einem deutlich späteren Druck aus der Offizin von Bartholomäus Kistler in Straßburg aus dem Jahr 1499, erschienen alle Drucke der „Chronik“ in kurzem zeitlichem Abstand 1485 und 1486 bei Konrad Dinckmut in Ulm. Sie sind mit 18 bis 23 ganzseitigen, qualitativ sehr hochstehenden Holzschnitten ausgestattet. Zugeschrieben werden sie dem Künstler, der auch die Holzschnitte in der berühmten Ulmer Ausgabe des Terenzschen „Eunuchus“ (Ulm: Konrad Dinckmut für Hans Nythart, 1486) geschaffen hat und deshalb den Notnamen »Meister des Ulmer Terenz« erhielt.

Eine Besonderheit ist es, dass die verwendeten Holzschnitte anschließend als Vorlage für den Bildschmuck der handschriftlichen Überlieferung dienten, etwa für die zehn Jahre später angefertigte Abschrift des Textes, die heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird (Cgm 436). Generell gehen alle Manuskripte der „Schwäbischen Chronik“ auf die Druckausgaben zurück.

Die aufgeschlagene Seite zeigt eine Episode aus einer Heiligenlegende: Der hl. Lucius, ein britischer König, der als Missionar in die Gegend um Chur gekommen ist, zwingt einen Bären, der einen seiner Ochsen gerissen hat, zusammen mit dem zweiten Ochsen vor den Pflug. Der getötete Ochse liegt leblos in der mittleren Bildebene, während der Pflug mit seinem ungewöhnlichen Gespann und den beiden das Feld bearbeitenden Männern den Vordergrund bildet.

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