Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder



Kampf der Augsburger gegen die Amazonen

Weltwissen und Unterhaltung

Sachwissen über die natürlichen Dinge der Welt wurde in Enzyklopädien vermittelt, die auf einer langen, bis in die Antike zurückreichenden Tradition basierten. Reiseberichte erweiterten diesen Wissenshorizont, wobei der Übergang zwischen Realem und Fiktivem fließend ist. Illustrationen trugen zum Verständnis bei und sollten den Leser zugleich unterhalten.

Auf Unterhaltung des Lesepublikums war die fiktionale Literatur ausgerichtet und vermittelte doch ganz beiläufig historisches Wissen oder Verhaltenslehren.

Die Entdeckung der Landschaft

Sigismund Meisterlin legte seine „Augsburger Chronik“ erstmals 1456 in lateinischer und 1457 in deutscher Sprache vor. Unmittelbar nach der Fertigstellung der deutschen Fassung setzte die Verbreitung des Werkes ein. Außergewöhnlich ist die gezeigte Stuttgarter Handschrift: Ihre qualitätvollen Federzeichnungen mit innovativen Bildkonzeptionen prägten die Illustrationen der nachfolgenden Chronikhandschriften.

Sigismund Meisterlin (um 1435 - nach 1497), Mönch des Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, hatte seine Chronik im Auftrag des Sigismund Gossembrot (1417–1493), der ebenfalls Mitglied des Klosters war, teils auf der Grundlage historischer Quellen verfasst.

Das zentrale Ereignis der Augsburger Gründungsgeschichte, von dem Sigismund Meisterlin in seiner „Augsburger Chronik“ berichtet, stellen die Eroberungszüge der Amazonen dar.

Die Stuttgarter Handschrift ist die früheste einer Gruppe von vier Handschriften, die über eine ikonographisch ähnliche Bildfolge miteinander verbunden sind. Der namentlich nicht genannte Maler kannte vermutlich insbesondere Illustrationsfolgen aus Hennegauer Chroniken.

Das gerahmte Bild veranschaulicht aus der Vogelperspektive gesehen eine detailreiche Reiterschlacht. Im Zentrum stürmen die Amazonenkönigin mit erhobenem Schwert und der Anführer des schwäbischen Heeres aufeinander zu. Das Ereignis wird von einem ins Bild geschobenen Hügel vom Bildhintergrund getrennt und an die vordere Bildkante gerückt, als sei es Staffage der fast zwei Drittel des Bildfeldes einnehmenden Hintergrunddarstellung: Hier entfaltet sich ein weit in die Bildtiefe geführtes Landschaftspanorama.

Digitales Faksimile


zum Seitenanfang