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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Kreuzabnahme und Salbung des Leichnams Jesu

Marienverehrung in Wort und Bild

Dem Franziskaner Bonaventura (1221-1274) wird die Textvorlage dieses mariologischen Lehrbuchs zugeschrieben. Für die Drucklegung bei Dinckmuth in Ulm wurde es auf die wichtigsten Kapitel reduziert und ins Deutsche übersetzt. So entstand ein volkstümliches Erbauungsbuch für die Ende des 15. Jahrhunderts in Ulm besonders ausgeprägte Marienfrömmigkeit.

Das Stuttgarter Exemplar der kleinen Inkunabel ist weltweit das einzig erhaltene. Es ist charakteristisch für die Spätphase der Druckertätigkeit Dinkmuths und der Druckerzeugnisse in Ulm überhaupt. In den späten 1480er Jahren kam es infolge starker Konkurrenz auf dem Buchmarkt und zugleich zurückgehender wirtschaftlicher Potenz Ulms zu Liquiditätsproblemen der Drucker. Die Produktion weniger umfangreicher und zudem bewusst volkstümlich gehaltener Werke barg weniger finanzielle Risiken.

Dinkmuth verwendete zur Angabe des Titels eine Type italienischer Herkunft als Auszeichnungsschrift, im sonstigen Text eine vom Ulmer Drucker Lienhart Holl († ca. 1484) übernommene Type. Die Holzschnitte behandeln verschiedene Aspekte des Leidens, Sterbens und Auferstehens Christi, wobei weniger Christus selbst als die Gottesmutter Maria in ihrem Verhältnis zu Christus im Zentrum steht.

Bemerkenswert an der zweiten Illustration (Bl. 8b) ist, dass zwei unterschiedliche, wenn auch inhaltlich zusammenhängende Szenen in einem Bild zusammengefasst werden. In der oberen Bildhälfte wird die Kreuzabnahme Jesu durch Josef von Arimathäa und Nikodemus dargestellt, in der unteren die Entgegennahme des Leichnams und Salbung mit wohlriechenden Ölen durch Maria und Maria Magdalena.

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