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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek


Das Gebäude der Universitätsbibliothek bis zum Ende des 2. Weltkriegs

Die finanzielle Dauerkrise der Weimarer Republik, die Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Zweite Weltkrieg führten dazu, daß über Jahrzehnte hinweg keine wesentlichen baulichen Veränderungen des Gebäudes stattfanden.

Anfang der 30er Jahre gehörte die Universitätsbibliothek zu den größten und bedeutendsten in Deutschland. In den Jahren 1942 bis 1944 wurde jedoch ihre Funktionsfähigkeit durch umfangreiche Auslagerungskampagnen erheblich beeinträchtigt. Nachdem der „Codex Manesse” bereits 1939 nach Erlangen verbracht worden war, wurde er 1942 zusammen mit dem „Sachsenspiegel”, der „Anthologia Palatina” und den Stiftungs-urkunden der Universität im Kunstbunker der Stadt Nürnberg untergebracht. Im gleichen Jahr transportierte man unter dem Eindruck der Zerstörung der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe weitere Handschriften, Archivalien, Inkunabeln und Papyri nach Schloß Zwingenberg und in andere süddeutsche Schlösser. Im Oktober 1943 fand eine zweite Bergungskampagne statt. Ab Anfang 1944 wurden weitere umfangreiche Bestandsgruppen in den Bergwerken Bad Friedrichshall-Kochendorf und Heilbronn eingelagert.

Bis zum Kriegsende waren ca. 600.000 Bände, also etwa die Hälfte des Buchbesitzes, ausgelagert worden. Die im Gebäude der Bibliothek zurückgebliebenen Bücher wurden in den Kellern aufgestellt und benutzbar gemacht.

Heidelberg blieb von den Bombenangriffen verschont. Auch die Universitätsbibliothek hatte - von einigen in Schloß Menzingen ausgelagerten, allerdings sehr wertvollen Beständen abgesehen - keine umfangreichen Bestandsverluste hinnehmen müssen. Auch die wichtigen Nachweisinstrumente, die Kataloge, überstanden den Krieg unversehrt. Insgesamt dürfte die Universitätsbibliothek „nur” ca. 40.000 Bände verloren haben.

Am 30. März 1945 besetzten die US-Truppen die Stadt und riegelten umgehend die Universitätsbibliothek mit Stacheldrahtverhauen vom übrigen Stadtbezirk ab. Sie durfte von den Bibliotheksangehörigen nicht mehr betreten werden.

In der Bibliothek errichteten die Amerikaner ein „Document Center”, in dem erbeutete Wehrmachts-, Partei- und Industrieakten für die anlaufenden Kriegsverbrecherprozesse gesammelt und ausgewertet wurden. Bis zum Abzug der amerikanischen Truppen am 15. Januar 1946 kam es zu weiteren Bücherverlusten, die auch durch Intervention des damaligen amerikanischen Hochkommissars nicht mehr geklärt werden konnten. Nur in Einzelfällen erfolgten Rückgaben.

Schon im Sommer 1945 wurden die ersten ausgelagerten Bestände wieder in die Universitätsbibliothek zurückgeführt und im Lesesaal gestapelt. Mangels geeigneter Transportmittel zog sich die Aktion jedoch bis in den Juni 1946.

Direkt nach Kriegsende konnte der Bibliotheksbetrieb wieder aufgenommen werden, an bauliche Veränderungen war jedoch nicht zu denken, da alle Kräfte auf die Gewährleistung der Literaturversorgung konzentriert werden mußten. Am 01. August 1946 begann wieder - wenn auch mit Einschränkungen - der Ausleihbetrieb.

Baugeschichte: Erste Umbauten 1953-1956

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