Lebenslauf Josef Durm
1837 | Geboren am 14. Februar in Karlsruhe. |
1843 | Besuch des humanistischen Gymnasiums danach der beiden Vorkurse und der drei Kurse der mathematischen Klasse der Polytechnischen Schule in Karlsruhe. |
1854 | Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. |
1858 | Nach Abschluß seines Studiums ist Durm zur weiteren Ausbildung für zwei Jahre im Baubüro Friedrich Theodor Fischers tätig. |
1860 | Durm legt die Staatsprüfung ab; Eintritt in den Staatsdienst. |
1862-1864 | Beurlaubung aus dem Staatsdienst und Tätigkeit im Büro des Privatarchitekten Konrad Kraus in Mainz. |
1864 | Wiedereintritt in den Staatsdienst. |
1866-1867 | Studienreise durch Italien; auf der Rückreise nach Karlsruhe besucht Durm im Oktober 1867 die Weltausstellung in Paris. |
1868 | Ernennung zum Professor der Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, an der er bis 1918 lehrt. Schwerpunkt seiner Forschungen ist die Baukunst der Antike sowie die Architektur der Renaissance in Italien. |
1877 | Ernennung zum Baurat, 1883 zum Oberbaurat. |
1877 | 8. September Heirat mit Marie Elisabeth Luise Saal, Tochter des Hofmalers Georg Saal. Aus dieser Ehe gehen die beiden Söhne Leopold, geb. am 3. Juli 1878, und Rudolf, geb. am 16. Jan. 1881, hervor. |
1881 | Mit den Architekten Hermann Ende (Berlin) und Eduard Schmitt (Darmstadt) begründet Durm die Reihe ”Handbuch der Architektur”. |
1882 | Ernennung zum außerordentlichen Mitglied der Baudirektion. |
1887-1908 | Durm ist neben Franz Xaver Kraus federführend an der Inventarisierung und Publikation der weltlichen „Kunstdenkmäler im Großherzogtum Baden” beteiligt. |
1887 | Ernennung zum Baudirektor und Vorstand der Baudirektion. 1894 wird Durm Oberbaudirektor und ist bis 1902 der oberste Baubeamte im Großherzogtum Baden. |
1919 | Gestorben am 3. April in Karlsruhe. |
In Josef Durm begegnen wir einem Mann von schier unerschöpflicher Schaffenskraft. Neben den zahlreichen Verpflichtungen, die sein Amt als oberster Beamter des Badischen Bauwesens mit sich bringt - z.B. Planung und Durchführung bedeutender Staatsbauten im Großherzogtum, Instruktion und Überwachung der Tätigkeiten der Bauinspektionen, gutachterliche Stellungnahmen zu Bauwesen und Baudenkmalpflege - ist er auch als Privatarchitekt überaus aktiv.
Unter seiner Federführung entstehen, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, in Karlsruhe die Bauten für den Friedhof, die dortige Synagoge, die Festhalle, das Erbgroßherzogliche Palais, die Privatvillen Schmieder und Bürcklin, in Baden-Baden das Augusta- und das Landesbad, in Freiburg die Johanniskirche, sowie als sein bedeutendstes Alterswerk das Gebäude der Oberrheinischen Versicherungsgesellschaft in Mannheim.
An zahlreichen Architekturwettbewerben nimmt Durm als Mitbewerber teil und erringt einige erste Plätze, wie z.B. anläßlich der Konkurrenz für das Rathaus in Mainz oder auch für das Rheinbrückenportal in Mannheim. Häufig wird er als Jurymitglied herangezogen. Sein Urteil als Denkmalpfleger und Archäologe ist immer wieder gefragt. So ist er z. B. Mitglied einer Kommission zu Erhaltung der Kathedrale von Lausanne und ist als Experte gutachterlich bei den Maßnahmen zur Erhaltung des Freiburger Münsterturmes und des Straßburger Münsters tätig. Die Restaurierung und Ausschmückung der Abteikirche in Schwarzach, die unter Durms Regie durchgeführt wird und seinerzeit als mustergültig galt, dokumentiert in anschaulicher Weise die Auffassung von Denkmalpflege im ausklingenden 19. Jahrhundert.
Als Professor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe führt er Generationen von Studierenden in den Beruf des Architekten. Durm ist der letzte große Architekt des Historismus in Baden und so bildet die Baugeschichte das wesentliche Fundament seines Selbstverständnisses und ist natürlich auch integrativer Bestandteil seines Unterrichts. Seine Lehrtätigkeit umfaßt die klassischen Baustile sowie die der Renaissance, die vergleichende Gebäudelehre und das Entwerfen von Monumentalbauten.
Seine vielfältigen Aktivitäten finden in der gesamten Fachwelt Anerkennung. Durm wird mit zahlreichen Ehrungen und Orden dekoriert. Er ist Ehrenmitglied der Archäologischen Institute in Athen, Rom und Wien, Mitglied der Akademie des Bauwesens in Berlin und wird von der Universität Heidelberg und der Technischen Hochschule in Berlin Charlottenburg mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet. Die Auflösung der Badischen Baudirektion im Jahre 1902 bedeutet gewissermaßen die Entmachtung Durms als badischer Architekturpapst. Der von ihm gepflegte Stil des Bauens in Formen der Renaissance und des Frühbarock neigt sich kurz nach der Jahrhundertwende seinem Ende zu. Die nachrückenden Generationen von Studierenden wenden sich neuen, versachlichten Architekturideen zu. Durm verliert auch als Lehrer zusehends seine Gefolgschaft. Als eklektizistisch und unecht verurteilt, wird die Architektur des Historismus bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts verachtet und so fallen auch zahlreiche seiner Bauten der Abrißkugel zum Opfer oder werden durch Umbaumaßnahmen bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Aus seinem persönlichen Nachlaß ist nur noch Weniges erhalten, einige Briefe und Postkarten, kleine Zeichenutensilien, wenige Photos u.ä. Seine sicher reiche Korrespondenz, seine Notizen und Aufzeichnungen sind größtenteils den Wirren des Zweiten Weltkrieges zum Opfer gefallen. Einzelne Briefe oder Schriften Durms finden sich verstreut in verschiedenen Archiven in ganz Europa.
Wo Durm als Architekt tätig wurde, finden sich oft noch die Bauakten in städtischen Archiven. Das Generallandesarchiv in Karlsruhe, zuständig für die Archivierung der Akten und Unterlagen der diversen Großherzoglich Badischen Ministerien, Ämter und Behörden, verfügt in seinen Beständen über umfangreiches Material, das u.a. Aufschluß über Durms Beamtenleben und seine Tätigkeit als Hochschullehrer gibt.
Aus seinem künstlerischen Nachlaß ist auch ein umfangreicher Bestand an Zeichnungen und Aquarellen erhalten, der 1940 durch seinen Sohn Dipl.‒Ing. Rudolf Durm als Schenkung an die Staatliche Kunsthalle in Karlsruhe übergeben wurde. Die rein technisch-architektonischen Blätter erhielt die Technische Hochschule in Karlsruhe. Nur wenige Blätter befinden sich heute noch in Privatbesitz.
Literatur
- Josef Durm, Neujahrsgruß 1908
- Josef Durm, Offener Brief an Dr. Strzygowski (1908)
- Zeitungsausschnitt aus der Badischen Presse vom 13. Februar 1912 zu seinem 75. Geburtstag
- Ulrike Grammbitter, Josef Durm 1837-1919: eine Einführung in das architektonische Werk, München 1984 (Heidelberg, Univ., Diss., 1982) (UB Signatur: 84 A 11853)