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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Carl Wehmer

Carl Wehmer, der am 1. September 1953 die Leitung der Universitätsbibliothek übernommen hatte, schilderte die Zustände, die er bei seinem Amtsantritt vorfand, so:

„Es konnte im Laufe der Zeit nicht ausbleiben, daß Benutzungs- und Verwaltungsräume zu klein wurden, abgesehen davon, daß ihre Lage zueinander und zu den Büchermagazinen den bibliothekarischen Arbeitszusammenhängen nicht entsprach. Die Zustände in dem überfüllten und beengten Katalograum spotteten während der sehr begrenzten Öffnungszeiten jeder Beschreibung, die Leihstelle war zu klein und lag zu weit entfernt vom Magazin, die Handbibliothek fand keinen hinreichenden Platz im Lesesaal, die Ausgabe im Lesesaal lag so ungünstig, daß die klappernden Bücherwagen durch die Sitzreihen des Saals gefahren werden mußten. Ehemalige Garderobenräume mußten Einbandstelle und Hausmeisterzimmer aufnehmen, während die Garderobe an abgelegener Stelle unter der Treppe angebracht wurde. Die Dozenten hatten keinen ruhig gelegenen Arbeitsraum, sondern mußten sich mit Zeitschriftenmagazin und einer nach dem Krieg behelfsmäßig eingebauten Photokopieranlage die gleichen Räumlichkeiten teilen, durch die auch der Büchertransport zur Leihstelle geleitet wurde. In der Erwerbungsabteilung, einem einzigen kleinen Zimmer, war geordnete Arbeit fast unmöglich. Ein Zeitschriftenlesesaal fehlte vollständig, so daß die neuen Zeitschriften außerhalb des Hauses in der Akademischen Lesehalle ausgelegt werden mußten. Die Toilettenanlagen waren mehr als unzureichend. Der äußere Prunk des Hauses und seine innere Verfassung standen in einem unerfreulichen Mißverhältnis. Der ungünstige Eindruck wurde durch schlechte Beleuchtungsverhältnisse, mangelnde Lüftungsmöglichkeiten, abgenutzte Fußböden und den dunklen Wandanstrich verstärkt. Ein großer Teil des Mobiliars war während der Nachkriegszeit, in der das Gebäude vorübergehend anderen Zwecken diente, abhanden gekommen.”

Aus: Carl Wehmer: Bibliothek im Wandel, in: Ruperto Carola 7, Jg. Nr. 18 [Dez. 1955], S. 48-53)

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