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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

1905 – Ein Jahr an der Universität

Wichtige Ereignisse und Daten aus dem Universitätsleben sind in der jährlichen Universitätschronik überliefert. Diese wurde im Rahmen einer akademischen Feierstunde veröffentlicht, die am 22. November eines jeden Jahres – dem Geburtstag von Großherzog Karl Friedrich von Baden (1728 – 1811), der als Erneuerer der Universität gilt – stattfand. Die Festrede hielt der jeweilige Prorektor. Rektor der Universität war in der Zeit von 1803 – 1918 der regierende Großherzog.

Neben der Vollendung des Neubaus der Universitätsbibliothek, der „als ein hochbedeutsames Ereignis im Leben der Universität“ eingehend gewürdigt wird, finden sich in der Universitätschronik des Jahres 1905 auch andere Ereignisse und Informationen.

Statistische Daten

  • Immatrikulierte Studierende: 1783, darunter 49 Frauen
  • Frauen waren erst ab 1900 offiziell (!) zum Studium berechtigt. In den Jahren zuvor waren Frauen von Fakultäten lediglich zu Vorlesungen zugelassen worden und konnten ab 1894/95 promoviert werden.
  • Verteilung der Studierenden auf die Studienfächer:
    Juristen 590
    Philosophen (auch: Germanisten, Historiker ...) 462
    Naturforscher 335
    Mediziner 329
    Theologen 67
Portrait Prinz Rangsit

Unter den Immatrikulierten befanden sich prominente Persönlichkeiten der damaligen Zeit:
Prinz Alfons von Bourbon, Infant von Spanien und Rangsit von Chainad, Prinz von Siam (1885 – 1951). Als begeisterter Amateurphotograph engagierte sich der Prinz im Jahr 1912 in der vom Heidelberger Photographen Ernst Gottmann initiierten „Allgemeinen Deutschen Photographischen Ausstellung“. Im selben Jahr heiratete er die Heidelbergerin Elisabeth Scharnberger. Prinz Rangsit war nach der Rückkehr in seine Heimat maßgeblich am Aufbau des thailändischen Universitätssystems beteiligt.

Personalnachrichten und Feierlichkeiten

Berichtet wird über Todesfälle, Jubiläen, Habilitationen, Berufungen, Ordensverleihungen, Ehrungen und Feierlichkeiten aller Art sowie die Entsendungen zu Kongressen.

Heidelberger Dozenten gehörten beispielsweise zu den Teilnehmern des XIV. Orientalistenkongresses in Algier. Die Anatomische Anstalt der Uni-versität Heidelberg beteiligte sich mit einer Anzahl mikroskopischer Präparate an der Kollektiv-Ausstellung deutscher anatomischer Anstalten in der Weltausstellung in St. Louis, USA (1904).

Am 9. Mai – dem 100. Todestag Friedrich Schillers – veranstaltete die Universität eine Gedenkfeier im Auditorium Maximum des Neuen Kollegienhauses (das Kollegienhaus befand sich an der Stelle der heutigen „Neuen Universität“ und wurde 1929 für deren Neubau abgerissen). Unter anderem wurde ein von Joseph Haydn vertontes Schillergedicht vorgetragen.

Baumaßnahmen

Informiert wird über den Stand der Neubauarbeiten für das „Institut für Experimentelle Krebsforschung“ und die „Medizinische Poliklinik“.

Die Schenkungen zugunsten des Heidelberger „Instituts für Experimentelle Krebsforschung“ – dessen Errichtung auf die Initiative von Vinzenz Czerny zurückging – erreichten 1905 die Summe von 708.742 Mark.

Aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit, aber 1905 eine Novität: das Chemische Laboratorium (Standort Akademiestraße/Plöck) erhielt Anschluss an die städtische Elektrizitätsversorgung. Im Viktor-Meyer-Bau (auch als „Organischer Neubau“ bezeichnet) wurde ein Schwefelwasserstoffraum eingerichtet.

Geld- und Sachspenden

In aller Ausführlichkeit werden die überaus großzügigen Geldspenden aufgeführt, welche der Universität und ihren Einrichtungen von Privatleuten aus Heidelberg aber auch von außerhalb zuflossen. Häufig waren diese Geldzuwendungen an die Einrichtung von Studienstipendien gebunden.

Neben Geldspenden erhielt die Universität auch etliche Sachspenden: Beispielsweise überwies der österreichische Schriftsteller Peter Rosegger (1843 – 1918) eine Ausgabe seiner sämtlichen Werke an die Universitätsbibliothek. Einem Stuttgarter Privatmann verdankte die Anatomische Anstalt ein wertvolles und seltenes Tierpräparat, ein südamerikanisches Gürteltier (Chlamydophorus truncatus). Das Botanische Institut erhielt von Dr. Ludwig Reichenbach aus Halle ein umfangreiches Herbar, das sich noch heute in dessen Besitz befindet. Der Vater von Dr. Reichenbach, ein Arzt in Tiflis, hatte die Pflanzen teils in Deutschland, teils im Kaukasus gesammelt.

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