Am 1. Januar diesen Jahres startete unter dem Titel “ ›vorzügliche propension und geneigtheit, sie in flor zu bringen‹. Erschließung, Erhaltung und Bereitstellung der Gelehrtennachlässe des 19. Jahrhunderts im Bestand der Universitätsbibliothek Heidelberg“ ein neues Projekt der “Historischen Sammlungen” der UB.
Ziel des des von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg für die Dauer von drei Jahren geförderten Projektes ist die vollständige und systematische Erschließung der (Teil-) Nachlässe aller Wissenschaftler, die im 19. Jahrhundert an der Universität Heidelberg gelehrt haben und deren wissenschaftliche Tätigkeit ihren Schwerpunkt in diesem Jahrhundert hatte. Insgesamt handelt es sich um 44 Nachlässe, in denen über die individuelle Vita der einzelnen Gelehrten hinaus auch die (Heidelberger) Universitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts abgebildet wird: Der keineswegs selbstverständliche Aufstieg der Ruperto Carola zum wissenschaftlichen Großbetrieb und zu einer der renommiertesten Hochschulen weltweit, ihre systematischen Bemühungen, die fähigsten Wissenschaftler des deutschsprachigen Raumes an sich zu ziehen und der Wandel zur modernen, das gesamte Fächerspektrum abdeckenden Volluniversität. Hinzu kommt, dass nicht wenige Gelehrte der ersten Jahrhunderthälfte zu den prominentesten Vertretern des südwestdeutschen Liberalismus im politischen Vormärz zählten, mithin spiegeln sich in ihren Nachlässen gleichermaßen Landesgeschichte und deutsche Geschichte. Im Hinblick auf all diese Aspekte würde mit der umfassenden und systematischen Erschließung der Heidelberger Gelehrtennachlässe des 19. Jahrhunderts eine neue Quellenbasis geschaffen werden.
Neben den inhaltlichen sprechen aus Sicht der Ub Heidelberg aber auch technische Überlegungen dafür, die genannten Nachlässe in einem zusammenhängenden Projekt der Erschließung zuzuführen. Bedingt durch die bisherige Nachfrage waren bisher über längere Zeiträume hinweg immer wieder Teile erschlossen worden, wobei allerdings naturgemäß die Erschließungsstandards wechselten und vor allem jene Teile ausgespart blieben, die über die reine Formalerschließung hinaus höhere inhaltliche Anforderungen stellen. Mit der systematischen Erfassung auch dieser Teile sollen nun Nutzer erstmals einen vollständigen Überblick über die entsprechenden Heidelberger Bestände erhalten, die zudem durch die Vereinheitlichung der Erschließungskriterien leichter, schneller, vielseitiger und vor allem online recherchierbar werden sollen. Zu diesem Zweck soll die Erschließung über die nationale Verbunddatenbank Kalliope erfolgen.