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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek


Mediaeval Manuscript Collection : Charakterisierung und Aufbau der Sammlung

Diese Mikroverfilmung umfaßt die ca. 1500 Bände des Bestandes der berühmten Bibliothek des Trinity College in Cambridge, die eine der bedeutendsten Sammlungen thematisch breit gestreuter mittelalterlicher Manuskripte besitzt.

Die Titel der Manuskripte wurden aus dem vier bändigen "Descriptive Catalogue of the Western Manuscripts in the Library of Trinity College, Cambridge" übernommen, der von 1900 bis 1903 von M.R. James zusammengestellt wurde. Jedes Manuskript wird hier sowohl hinsichtlich seines physikalischen Aufbaus als auch seines Inhalts, seiner Herkunft und Geschichte detailliert erfaßt und beschrieben; der Katalog stellt deswegen den Ausgangspunkt für jede Beschäftigung mit den Manuskripten dar.

Die Zusammenstellung wurde - wie in der Übersicht auf Seite 3 dargestellt - in acht thematische Abschnitte unterteilt, denen in einer Verweistabelle die Titel des "James-Katalogs" zugeordnet werden (s. Informationsheft ab Seite 15). Nicht verfilmte Manuskripte wurden dabei mit "U" gekennzeichnet.

Inhaltliche Erläuterung zu den Abschnitten

Abschnitt I: "Juristische" Manuskripte

Dieser Abschnitt umfaßt kanonische, kirchen- und zivilrechtliche Texte, Berichte des High Court of Parliament und des Court of Chancery aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ein Decreta Pontificium der Christ Church in Canterbury von Papst Alexanders an Lanfranc aus dem 12. Jahrhundert sowie einen Bericht über den Gun Powder Plot Guy Fawkes.

Abschnitt II: "Medizinische Manuskripte"

Der mittelalterliche Begriff "Medizin" wurde gleichermaßen für Medizin, Chirurgie, Chemie, Kräuterkunde und Alchemie verwendet. Ein großer Teil des hier erfaßten Bestands - Manuskripte und medizinische Notizbücher - stammt aus den Sammlungen Dr. John Dees und William Duns und datiert aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die Glanzstücke dieses Abschnitts sind jedoch die früheren Manuskripte, die teilweise meisterhafte Illustrationen enthalten: ein "Chirurgica-Manuskript" aus dem 12. Jahrhundert von St. Augustine's in Canterbury und ein etwa gleich altes "Constantini Pantegni" von Bury St. Edmunds. Als herausragend gilt ebenfalls die Sammlung chirurgischer Abhandlungen aus dem 13. Jahrhundert, deren Beschreibungen verschiedener Operationen durch qualitativ hochwertige Illustrationen ergänzt werden.

Abschnitt III: "Mathematica"

Unter dieser Überschrift sind die Bereiche Geometrie, Astronomie, Astrologie, Kosmographie, Architektur und Mathematik versammelt. Der Abschnitt enthält u. a. eine alte geometrische Darstellung nach Anicius Manlius Severinus Boethius' aus dem 10. Jahrhundert, eine Abhandlung über Arithmetik von Lilavati, Werke von Hyginus und Marianus Scotus sowie eine bemerkenswerte Reihe von Illustrationen der Tierkreismotive und Planeten und dazu Diagramme über Sonnenfinsternisse und Sphären. Neben den mittelalterlichen Werken stehen Dokumente aus dem 17. und 18. Jahrhundert aus der Bibliothek König Edwards, die Zeugnis von dem akademischen Leben in Cambridge ablegen.

Abschnitt IV: "Buchmalerei/graphische Darstellungen"

Die ca. 120 Manuskripte dieses Abschnitts behandeln ein breit gestreutes Themenfeld und versammeln Beispiele fast aller westeuropäischen Illustrationsstile aus dem 10. Jahrhundert. Ihr Schwerpunkt liegt dabei allerdings (natürlich) auf der englischen Buchmalerei, deren Entwicklung und verschiedene "Schulen" anhand beispielhafter Einzelstücke nachvollzogen werden können.

Das älteste Manuskript ist ein angel-sächsisches Evangelium aus dem 10. Jahrhundert. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Bibelausgaben und Psalter aus dem 12. Jahrhundert, darunter ein Evangelium aus dem 12. Jahrhundert und der zurecht berühmte Canterbury Psalter. Dieses Werk wurde ca. 1150 vom Schreiber Eadwine in Canterbury geschrieben, der jeden Psalm durch eine einzigartige Zusammenstellung von Einzelzeichnungen illustrierte. Es ist die zweite von drei noch existierenden Kopien des Carolingischen Utrecht Psalters. Eine weitere Kostbarkeit ist die Trinity College Apokalypse, eines der ältesten großen Apokalypse-Manuskripte, das fast verschwenderisch illustriert wurde und als einer der Meilensteine englischer Buchmalerei des 13. Jahrhunderts gilt.

Der wachsende Einfluß säkularer Machthaber im 14. und 15. Jahrhundert ist für die zahlreich vorhandenen Stundenbücher aus dieser Epoche verantwortlich zu machen. Erwähnenswert sind hier ein flämisches Exemplar, das in Frankreich hergestellte Buch Anna von Österreichs aus dem 15. Jahrhundert sowie ein mit zahlreichen Farbillustrationen versehenes Herbarium aus dem 14. Jahrhundert.

Abschnitt V: Literatur, etc.

Unter den zahlreichen wichtigen literarischen Handschriften befinden sich ein berühmtes, größtenteils eigenhändig niedergeschriebenes Manuskript von Milton, eine kleine Sammlung von Byrons Briefen aus den Jahren 1813-14 sowie Texte von Piers Plowman, Chaucer, Gower, und Lydgate (alle 15. Jahrhundert) und einige italienische Gedichte, darunter ein Boccaccio-Manuskript. Die griechischen und lateinischen Klassiker sind mit einem Horaz-Manuskript aus dem 12. Jahrhundert, einem Livius-Ausgabe aus dem Besitz Thomas Beckets und vielen weiteren vertreten.

Abschnitt VI: Säkulare Manuskripte

Dieser Abschnitt bildet sowohl den umfangreichsten als auch den gemischtesten Teil der Sammlung. Die größte Zahl der Texte datiert aus dem 17. und 18. Jahrhundert, unter ihnen ein beachtlicher Anteil italienischer Dokumente des Schreibers Jacopo di Castelvetro, der in Cambridge Italienisch lehrte. Ein großer Teil des Materials bezieht sich auf das akademische Leben, die Studenten und Dozenten der Universität - erwähnt sei hier die Korrespondenz Sir Isaac Newtons. Der Rest ist thematisch breit gestreut und umfaßt u.a. Price Henrys "Copy Books" (verfaßt 1602-10) mit Abhandlungen über Gerechtigkeit und den Idealtypus des Königtums sowie ein Buch über griechische und türkische Kleidung des 17. Jahrhunderts. Die zumeist englischen historischen Manuskripte befassen sich sowohl mit kirchlicher als auch mit säkularer Geschichte und beinhalten eine Historia Scholasticus aus dem 13. Jahrhundert und Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert, zudem zahlreiche Biographien, u.a. Redmans Leben Henrys V.

Abschnitt VII: Die Bibel

Die Mehrheit der Biblischen Texte (Teil A) stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert und wurde in Griechisch, Latein oder Englisch verfaßt. Darüber hinaus gibt es ein Exemplar der Briefe des Heiligen Paulus aus dem 9. Jahrhundert, den Codex Augiensis. Erwähnenswert unter den Manuskripten des zweiten Teils sind die Abhandlung über die Apokalypse von Berengaudus und eine von Bede niedergeschriebene Fassung der Epistolae Pauli.

Abschnitt VIII: Theologie

Dieser Abschnitt umfaßt Predigten aus allen Epochen, darunter 16 Bände von Barrow, sowie Traktate über einzelne  Fragen und eine kleine Sammlung griechischer Texte. Unter den mittelalterlichen Texten befinden sich eine sehr schöne Ausgabe des "English Pontificale" aus dem 12. Jahrhundert, zwei Exemplare von Bedes Kirchengeschichte und ein Band sächsischer Predigten aus dem 11. Jahrhundert.

Inhaltliche Gliederung der Sammlung nach Abschnitten


Nummer des Abschnitts Titel des Abschnitts Seite in Infoheft Anzahl der Fiche
I "Juristische" Manuskripte 1 19
II Medizin (d.h. Medizin, Chirurgie, Chemie, Alchemie, Kräuterkunde) 1 29
III "Mathematica" 2 14
IV "Buchmalerei/graphische Darstellungen" 3 45 (Farbfilm)
V Literatur, etc.
Teil A. Allgemein
Teil B. Die griechischen und römischen Klassiker

4
5

31
30
VI Säkulare Manuskripte
Teil A. Allgemein
Teil B. Geschichte

6
8

49
31
VII Die Bibel
Teil A. Biblische Texte
Teil B. Biblische Studien

9
10

24
36
VIII Theologie
Teil A. Allgemein
Teil B. "Patristics"

11
13

53
52
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