Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Hermann Braus (1868–1924)

Portrait von Hermann Braus

© Universitätsarchiv

Hermann Braus wurde am 15.8.1868 in Burscheid bei Aachen geboren. Er wuchs nach dem frühen Tod seiner Schwester als einziges Kind des Allgemeinmediziners Otto Braus und dessen Frau Bertha Ernestine auf.

Als zwanzigjähriger schrieb sich Hermann Braus für ein naturwissenschaftliches Studium in der Universität Bonn ein, wechselte jedoch rasch das Studienfach; er ging zur Universität Jena und begann dort Medizin zu studieren. Hier lernte er auch Max Fürbringer kennen. Sein Freund Heinrich von Eggeling (1869-1954) charakterisierte Braus als gewissenhaften, strebsamen, stets beherrschten, vielseitigen und kritischen Studenten. Im Wintersemester 1892/93 bestand Braus die ärztliche Staatsprüfung und nahm in Folge eine Assistentenstelle im Anatomischen Institut Jena an.
Zusammen mit seinem Freund Leo Drüner (1870-1940) konnte er hier an der großen anatomischen Sammlung arbeiten. Drüner und Braus verbesserten und entwickelten aber auch in Zusammenarbeit mit der Firma Carl Zeiss einige optische Instrumente. So entstand zum Beispiel die „Präparierlupe nach Braus-Drüner“, eine binokulare Lupe zum präparieren kleiner Tierchen (Abb.). Seine erste Forschungsarbeit an Selachiernerven wurde 1892 die Grundlage seiner Dissertation („Über die Rami ventrales der vorderen Spinalnerven einiger Selachier“).

Von Jena aus unternahm er viele Forschungsreisen an die zoologische Station in Bergen oder an die Mittelmeerküsten, um dort weiteres Untersuchungsmaterial zu gewinnen. Braus interessierte sich zunehmend für histologische Fragestellungen; er begann die verschiedenen Stadien der Zellteilung zu untersuchen. Er forschte jedoch ebenso wie Fürbringer an Gliedmaßennerven und der Muskulatur von Fischen. Sein Hauptaugenmerk galt der Frage nach der Entwicklungsweise der Gliedmaßen.

Nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene stand Braus Max Fürbringer sehr nahe; er heiratete dessen Tochter Elisabeth und bekam mit ihr später drei Töchter. Im Jahr 1899 wechselten Braus und seine Frau nach Würzburg, um dort eine Stelle als Prosektor anzunehmen. Nach krankheitsbedingtem Rücktritt von Carl Gegenbaur folgte Fürbringer 1901 seinem ehemaligen Lehrer auf den Lehrstuhl für Anatomie. Dieser besetzte die zweite Prosektorenstelle neben Ernst Göppert mit seinem Schwiegersohn.

Zu Beginn des 20ten Jahrhundert begann Braus, Experimente an lebenden Tieren vorzunehmen. Er verpflanzte, ähnlich wie Gustav Born (1851-1901) aus Breslau Jahre zuvor, embryonale Organanlagen von Unken an atypischen Stellen derselben Spezies in ebenso embryonalen Wachstumsphasen, und beobachtete deren weitere Entwicklung, um unter anderem die Frage nach der Entstehung peripherer Nerven beantworten zu können. Braus stellte auch elektrische Reizungsversuche an Gliedmaßennerven von lebenden Rochen und Haien durch, die er im Anschluss präparierte und deren Segmentalstruktur der motorischen Endplatte untersuchte.

Im Jahr 1912 ging Fürbringer in den Ruhestand und Braus übernahm sein Amt. Er konnte sich von nun an nicht mehr voll und ganz seiner Forschung widmen, sein Hauptaugenmerk galt jetzt einer optimalen Durchführung des studentischen Unterrichtes. Diese Aufgabe versuchte er mit den damals neusten Hilfsmitteln zu unterstützen. Braus integrierte Röntgenbilder, Zeichnungen, Projektionen, Filme und Photos in seinen Unterricht.

Marie Kaufmann-Wolf (1877-1922), eine seiner Studentinnen, forschte ebenso wie Braus im Bereich der Entwicklungsmorphologie. Mit ihrer Hilfe dokumentierte Braus jedoch auch die Sammlung, denn sie photographierte zusammen mit der ehemaligen MTA Charlotte Ziesmer alle Präparate der Sammlung, die er im Anschluss mit den so erstellten Legenden an die Studierende ausborgte. Sein 1921 erschienenes Lehrbuch „Anatomie des Menschen“ führte in den Reihen der Anatomen zu vielen kontrovers geführten Diskussionen; er verließ damit den Pfad der rein deskriptiven Anatomie und beschrieb in bisher nicht gekanntem Ausmaß die funktionellen Beziehungen der einzelnen Strukturen des Körpers untereinander.

Im Jahr 1921 ging Braus erneut nach Würzburg, diesmal um die Stelle des emeritierten Ordinarius Oskar Schultze (1859- 1920) zu übernehmen. Am 28.11.1924 verstarb Braus im Alter von 56 Jahren an akutem Nierenversagen. Er wurde in Heidelberg beerdigt.


Zu den digitalisierten Werken Hermann Braus'


Fragen, Anregungen und Kritik bitte an Dr.sc.hum. Sara Doll

zum Seitenanfang