26.08.2025 RNZ-Leser zu Besuch in der Universitätsbibliothek
Handschriftenpräsentation und ein Ausflug ins „Allerheiligste“ der UB begeistern Besucher
Am 21.08.2025 besuchten 25 Leser der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) die Universitätsbibliothek Heidelberg. Im Rundzimmer der UB versammelt, gab Dr. Martin Nissen, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Einblicke in die Geschichte der UB samt ihren Beständen.
Der Vortrag führte unsere Besucher zu den Anfängen der berühmten Bibliotheca Palatina, deren früheste Bestände ins späte 14. und frühe 15. Jahrhundert zurückdatieren: die Büchersammlung der Artistenfakultät, die der höheren Fakultäten und die der Heiliggeistkirche. Zum Teil gingen diese Bestände aus Nachlässen der Professoren hervor, aber auch aus der Sammelleidenschaft des Kurfürsten Ottheinrich. Nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly 1622 ging dieser „größte Schatz des gelehrten Deutschlands“ (3.500 Handschriften und 13.000 Drucke) als Kriegsbeute nach Rom an Papst Gregor XV. 1815 gelangten die deutschsprachigen und einzelne lateinische und griechische Werke wieder zurück nach Heidelberg. 1888 kam auch der Codex Manesse, die Große Heidelberger Liederhandschrift, aus der Französischen Nationalbibliothek in Paris zurück, wo der Codex seit 1657 nachgewiesen ist. 2023 wurde die Handschrift, ohne die ein bedeutender Teil der mittelalterlichen deutschsprachigen Literatur nicht bekannt wäre, in das UNESCO-Weltdokumenten-Erbe aufgenommen. Bereits ein Faksimile der Handschrift samt ihrer prächtigen Miniaturen, darunter auch die allseits bekannte Walthers von der Vogelweide, versetzte unsere Besucher ins Staunen.
Ebenfalls begeistert waren unsere Gäste von einer Sammlung von Gedichten und Liedern des österreichischen Grafen Hugo von Montfort von 1414, die von Herrn Nissen im Original gezeigt wurde. Beeindruckend war insbesondere das Blattgold der Illustrationen sowie die allerersten Noten (Neumen), die die Melodielinien der Vertoneungen erahnen lassen. Zwar wurden an diesem Nachmittag bereits einige Lektüreversuche unternommen, wer hierfür aber mehr Muße braucht, kann diese und andere Bestände der UB auch digital im Open Access lesen. Zum Schluss unternahm unsere Besuchergruppe einen Ausflug ins Tiefmagazin, der sie unter der Grabengasse hindurch bis unter den Innenhof der Neuen Universität führte. Die hier gelagerten Bestände – darunter auch Drucke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Mikrofilme alter RNZ-Ausgaben und großformatige Bildbände – können schnell mittels einer Förderanlage zur Ausleihstelle auf der anderen Seite der Grabengasse transportiert werden. Das Tiefmagazin war ein Geschenk zum 600-jährigen Bestehen der Universität 1986 und wurde 1991 in Betrieb genommen. Seitdem wächst nicht nur der Bestand der UB, sondern auch das Interesse der Nutzer an ihr als Lernort und digitale Bibliothek.
Handschriftenpräsentation Nissen Rundzimmer
