Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

V. Wie wird in der Praxis gezeichnet?

Technisches Zeichnen

Durch die Traktate Albertis und Dürers wurden mathematische Projektionsverfahren zu unabkömmlichen Teilen zeichnerischer Praxis. Die mathematische Theorie (Geometrie, Optik, Perspektive) diente beiden als Garant für wahrhaftige, dem Sehbild gleichkommende Darstellungen. In der Folgezeit differenzierten sich die Projektionsverfahren immer weiter aus. In Frankreich entstanden neue Bildungseinrichtungen für zivile und militärische Ingenieure, an denen das technische Zeichnen einen zentralen Stellenwert einnahm.
Die sicher einflussreichste dieser Institutionen war die 1794 durch Perronnet und Monge gegründete Pariser École Polytechnique, an der letzterer seine revolutionäre Géometrie descriptive lehrte. Dieses Projektionsverfahren machte fortan in ganz Europa Schule und sollte dazu dienen, dem Handwerk und der Industrie präzise Entwürfe für die standardisierte Fertigung von Erzeugnissen aller Art zu liefern.

Gezeigt wird zum einen ein Helicoid, d.h. eine Schraubenfläche mit konstanter negativer Krümmung, die entsteht, wenn eine ebene Kurve bei gleichmäßiger Geschwindigkeit um eine in der Kurvenebene liegende Achse gedreht und dabei in Richtung der Drehachse verschoben wird. Der Rotationskörper entstand auf Grundlage einer Studie Ulysses Dinis Sur les surfaces à courbure (1865) und wurde zunächst in Holz gedrechselt, bevor man ihn anschließend in Gips goss. Der Helicoid war Teil derjenigen Lehrmittel, die in Vorlesungen und Seminaren zur Darstellenden Geometrie und Flächenlehre zur Veranschaulichung und zum zeichnerischen Studium ansonsten schwer vorstellbarer Formen eingesetzt wurden.

zum Seitenanfang