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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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IV. Die Macht der Minne

Die falsche Notzuchtklage der Kaiserin Castelle in der „Historia septem sapientum”, um 1450

Die falsche Notzuchtklage der Kaiserin Castelle in der „Historia septem sapientum”, um 1450

Verleumderische Notzuchtklage

Für eine Vergewaltigung gibt es selten Zeugen. Dieser Umstand ermöglicht Verleumdungen. Castelle zum Beispiel, die zweite Frau des Kaisers Pontianus, beschuldigt ihren Stiefsohn Diocletian.

Die Erzählfolge „Historia septem sapientum” besteht aus einer Rahmenhandlung und eingeschobenen Einzelerzählungen. Diese sind der Kaiserin und den sieben weisen Meistern in den Mund gelegt. An sieben Tagen versucht die Kaiserin mit je einer Erzählung, die Schuld des Stiefsohns darzulegen. Tagtäglich tritt jedoch einer der sieben weisen Meister auf, um dies mit einer Gegenrede zu entkräften. Zuletzt kann sich Diocletian selbst verteidigen und die Kaiserin wird sogar noch des Ehebruchs überführt.

Die „Historia septem sapientum” verbreitete sich vermutlich von Indien über den Orient bis nach Europa. Die frühesten Belege in Europa finden sich zuerst in französischer Sprache Mitte des 12. Jahrhunderts und kurz darauf in einer lateinischen Version. Ab dem 14. Jahrhundert folgen weitere volkssprachige Bearbeitungen. Die ausgestellte Handschrift enthält die früheste deutschsprachige Prosafassung.

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