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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Gesellenschiffe

Kritik an den Druckern

Das „Narrenschiff“ des Humanisten Sebastian Brant (1458-1521) gilt als Bestseller der Literatur Europas und ist eines der bedeutendsten Werke des deutschen Humanismus. Es versammelt in 112 satirischen Gedichten verschiedene menschliche Schwächen und gibt auf diese Weise ein Sittengemälde seiner Zeit.

Im 48. Kapitel seines „Narrenschiffs“ charakterisiert Sebastian Brant die Gesellen unterschiedlicher Handwerksbranchen im Hinblick auf ihr Verhalten. Dem Ende des 15. Jahrhunderts noch jungen Berufsstand der Drucker sagt er nach, dass sie an einem einzigen Tag einen ganzen Wochenlohn verprassten, wenn er schildert: „Die trucker in dem brasß vmb gon / Auff eynen tag . eyn wochen lon / Verzeren . das ist jr gefert, und im Folgenden dies in den Gegensatz zu der harten Arbeit setzt, die das Druckerhandwerk darstelle: Ir arbeyt ist doch schwer vnd hert / Mitt trucken . vnd bosselieren / Mit setzen . strichen . corrigieren […]“.

Der Erstdruck des „Narrenschiffs“ erschien am 11. Februar 1494 in deutscher Sprache, besorgt von dem Kleriker Johann Bergmann von Olpe in Basel. Der große Erfolg der Ausgabe war sicherlich auch durch die qualitätsvollen Holzschnitte, die maßgeblich Albrecht Dürer geschaffen hatte, und durch die klare typographische Gestaltung bedingt. Von der schnellen Verbreitung gibt schon der hier gezeigte Nachdruck desselben Jahres aus der Offizin Peter Wagners in Nürnberg Zeugnis. Für diesen Druck wurden die Holzschnitte in reduzierender Weise nachgeschnitten: Die Bildmotive erscheinen nun seitenverkehrt und füllen nur noch knapp Zweidrittel der Seite. Das klare Konzept der Erstausgabe, bei dem je ein Kapitel auf der linken aufgeschlagenen Doppelseite mit einem Titelbild beginnt, das von zwei, satzspiegelhohen Bordüren flankiert wird, wurde dafür aufgegeben.

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