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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Philaletes und Veritas

Die nackte Wahrheit klagt ihr Leid

Der Dialog zwischen „Philalethes“ (der Wahrheitsliebende) und „Veritas“ (die Wahrheit) dreht sich um die Bedrängnisse der Wahrheit in einer ihr feindlichen Welt. Er war das erste Prosawerk des italienischen Humanisten Mapheus Vegius. Der Druck stammt von Heinrich Knoblochtzer in Straßburg.

Die illustrierten Drucke Knoblochtzers sind überwiegend nach Vorbildern anderer Offizinen gestaltet. Der „Philalethes“ folgt dem Druck von Johannes Regiomontanus, der um 1475 in Nürnberg erschienen war.

Die bei Knoblochtzer kopierten Holzschnitte erscheinen gegenüber der Vorlage nun seitenverkehrt und haben auch an Qualität eingebüßt. Ein wesentliches Element fehlt, die Wunden, die den Körper der „Veritas“ bedecken.

Die Personifikation der Wahrheit als nackte Frauengestalt wird im Text erwähnt. Das Motiv geht auf die Beschreibung eines verschollenen Gemäldes des antiken Malers Apelles mit der allegorischen Darstellung der „Verleumdung“ zurück. Der Text des griechischen Schriftstellers Lukian von Samosata (2. Jh. n. Chr.) war zu Beginn des 15. Jahrhunderts wiederentdeckt worden und kursierte im Kreis italienischer Frühhumanisten. Die früheste erhaltene Darstellung von 1472 zeigt „Veritas“ ebenfalls nackt. Bei Mapheus Vegius hat sie zudem Flügel wie ein antiker Genius oder ein Engel, denn sie ist eine himmlische Gestalt und Tochter der Zeit, die schließlich alles ans Licht bringt. Doch die Flügel verdeutlichen auch ihre Beweglichkeit, die sie schnell überall hin bringen kann. Sie berichtet dem „Philalethes“, wie der lässige Umgang der Menschen mit Wahrheit und Lüge ihr viele Wunden zugefügt habe. Er tröstet sie und nimmt sie schließlich zur Frau.


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