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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Der ewige Streit zwischen Christen und Heiden: Wie der kriechen keiser mit der minden schar zuo dem strite kam

Der ewige Streit zwischen Christen und Heiden

In den Kreuzzügen verband sich die Vorstellung des ritterlichen Kampfes mit dem Missionsgedanken – in der Umkehrung konnte die Identität eines Ritters mit seinen Erfolgen als Kämpfer gegen die Heiden bestätigt werden. So finden sich in der mittelalterlichen Literatur zahlreiche ritterliche Protagonisten, die sich in ebendiesen Kämpfen hervorgetan und Ruhm und Ehre erworben haben.

Das Thema ist aber nicht allein Fiktion. Verbürgte kriegerische Auseinandersetzungen gehen mit historischem Anspruch in literarische Werke ein.

Wie der kriechen keiser mit der minden schar zuo dem strite kam

Lohengrin ist der Sohn Parzivals und wie dieser Mitglied der Gralsgemeinschaft. Er wird ausgesandt, um Elsa von Brabant in einem vor Kaiser Heinrich stattfindenden Zweikampf zu vertreten. Als Schwanenritter wird er deren Gemahl. Zwei Mal zieht Lohengrin im Dienst des Kaisers gegen die Heiden in den Kampf. Am Ende des Romans kehrt er wieder zum Gral zurück.

Das Versepos "Lohengrin" ist vermutlich zwischen 1283 und 1289 in Bayern entstanden. In einem Akrostichon der Strophen 763-765 nennt sich der nicht weiter bekannte Autor selbst Nouhuwius oder Nouhusius. Er hatte möglicherweise Verbindungen zu einer Augsburger Kanzlei und zum Hof König Rudolfs von Habsburg. Es wird vermutet, dass er aus verschiedenen Quellen geschöpft hat, etwa aus dem "Buch der Könige alter ê und niuwer ê", der "Sächsischen Weltchronik" und dem "Schwabenspiegel". Der Autor verknüpft die Geschichte mit zeitgeschichtlichen Bezügen und lässt sie in eine Kaiserchronik von Kaiser Heinrich I. bis Heinrich II. münden. Damit gewinnt das Epos den Charakter einer Reichsgeschichte.

Außer in der ausgestellten Handschrift aus der Werkstatt Ludwig Henfflins ist das Werk noch zwei weitere Male vollständig erhalten. Zum einen in der ebenfalls Heidelberger Handschrift Cod. Pal. germ. 364 (siehe Exponat Nr. 7), zum anderen in der Bayerischen Staatsbibliothek München (Cgm 4871). In der hier gezeigten Handschrift sind mehrere württembergisch-savoyische Allianzwappen eingetragen, die belegen, dass die Handschrift im Auftrag der mit Ulrich V. von Württemberg verheirateten Margarete von Savoyen entstanden ist.

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