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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Memento Mori

Der zweite Band „Opera Omnia“ enthält auch den – erstmals 1701–1709 erschienenen – zehnteiligen „Thesaurus anatomicus“. Ruysch beschrieb darin die Objekte seines Naturalienkabinetts (vgl. Exponat V.16).

Die beigegebenen Kupfertafeln von Cornelis Huyberts zeigen vor allem Feuchtpräparate von Menschen und Tieren, die Darstellung des menschlichen Herzens mit den Herzkranzgefäßen oder andere anatomische Objekte.

Besondere Aufmerksamkeit erregen jedoch bis heute die drei Vanitas-Dioramen, die als Falttafeln beigegeben wurden. Ihre Kompositionen, bestehend aus Föten- und Kinderskeletten, kunstvoll präparierten Körperteilen, als Bäume eingesetzten Arterien oder Gallen- und Nierensteinen verschiedenster Form und Größe, mahnen als Memento mori an die Vergänglichkeit und Sterblichkeit.

So singt das zentrale Skelett eines Fötus aus dem 4. Schwangerschaftsmonat auf der hier links gezeigten Tafel das Klagelied „Ah fata, ah asaspera fata!“ („Oh Schicksal, oh grausames Schicksal“) und spielt dazu auf einer Violine, die aus einem abgestorbenen Knochenstück gebildet wurde. Der Bogen ist eine getrocknete Arterie. Das kleine Skelett rechts spielt auf einem aus Nierensteinen gebildeten „Schlagzeug“. Daneben steht ein etwas größeres Skelett, welches mit Schafgedärm umwickelt ist und einen aus einem Samenleiter eines Erwachsenen gebildeten Speer in der Hand hält.

Links ist eine Vase angebracht, die aus der leeren Bindegewebshülle eines Hodens besteht, dahinter ein Skelett, auf dessen Schädel eine Feder montiert ist. Vorne im Bild lagert ein weiteres Skelett, das eine Eintagsfliege in der Hand hält. Verstreute Skelettteile, Ei- und Hirnhäute vervollständigen die Komposition.

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