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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Schädelstudien

Die 1489 entstandenen Schädelzeichnungen gehören zu den frühesten anatomischen Studien Leonardos. Sie zeigen eine Kombination aus Horizontal- und Sagittalschnitt durch die Schädelkalotte bzw. einen Medianosagittalschnitt durch Gesichts- und Hirnschädel. Beide Zeichnungen geben perspektivische Einsichten in die eröffneten Räume.

Die Darstellung der Wirbelsäule in der unteren Zeichnung weist allerdings einige Fehler auf: Statt sieben sind zehn Halswirbel dargestellt, die auch vorne Dornfortsätze tragen, aber keinen Wirbelkörper haben, ebenso wurden auch die Besonderheiten im Bau des ersten und zweiten Wirbels nicht erkannt, Zwischenwirbelscheiben (Bandscheiben) fehlen vollständig.

Die untere Schädelskizze versah Leonardo mit einem Maßschema. Seiner Ansicht nach befand sich am Schnittpunkt der Linie a-m und c-b der Gemeinsinn (Sensus communis), der Punkt im Gehirn, an dem alle Sinnesreize zusammenlaufen und verarbeitet werden. Leonardo vermutete an dieser Stelle den Sitz der Seele. Tatsächlich markiert der Schnittpunkt die so genannte Selle turcica (Türkensattel), in der die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) liegt.

Die begleitenden Notizen in Spiegelschrift beziehen sich auf die Maße des Schädels und geben Hinweise, wie eine derartige Zeichnung am besten anzufertigen sei.

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