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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Heidelberger Totentanz

Der „Heidelberger Totentanz“ gehört in eine Reihe ähnlicher volkssprachiger Gedichte, die ab der Mitte des 15. Jahrhunderts verstärkt aufkommen. Sie dienten der Belehrung und Ermahnung der Laien, ein gottgefälliges Leben zu führen. Beispielhaft wird die Vergänglichkeit des irdischen Seins des Menschen besprochen und durch Personifikationen des Todes in Form von halbverwesenden Leichnamen dargestellt.

In 38 Abschnitten werden einzelne Vertreter der geistlichen und danach der weltlichen Stände von musizierenden Skeletten zum Tanz gezogen. Während diese Figuren jeweils hämische Freude über die Verdammtheit ihres menschlichen Pendants zu zeigen scheinen, haftet den einzelnen, zum Totentanz aufgeforderten Personen eine gewisse Bestürzung über die eigenen, im Text benannten Verfehlungen an. Kennzeichen dieser gedruckten „Totentänze“ ist die Verknüpfung von Lehrgedicht und eindringlichen Bildern, die plakativ das jeweilige Geschehen vor Augen führen. So beginnt der „Heidelberger Totentanz“ mit den Versen Wol an wól an irherren und knecht /Springet her by von allem geslecht / Wie iunck wie alt wie schone aderkruß / Irmeußet alle in dißdantzhuß zu einer bildlichen Darstellung der Toten, die auf den Gräbern und im Beinhaus tanzen.

Der „Heidelberger Totentanz“ wird nach seinem Druckort bezeichnet. Er entstand auf der Basis des „Mittelrheinischen Totentanzes“ unter Ergänzung des „Vierzeiligen Oberdeutschen Totentanzes“ sowie des französischen „Dance macabre“. Vermutlich hat der Drucker Heinrich Knoblochtzer selbst den Text zusammengestellt.

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