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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts



Ein Aderlassmann mit der Bezeichnung der verschiedenen Lassstellen

Zur Ader gelassen

In der mittelalterlichen Heilkunde war der Aderlass eines der am meisten verbreiteten diagnostischen und therapeutischen Verfahren. Die Behandlung basiert auf der „Viersäftelehre“, die nach den Schriften von Hippokrates und Galen davon ausgeht, dass die Ausgewogenheit der vier verschiedenen, von menschlichen Organen stammenden Körpersäfte (Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim) im Körper dessen Gesundheitszustand bestimmen.

Beim Aderlass wird dem Körper an bestimmten Stellen Blut entzogen, indem der Arzt die mit Binden aufgestauten Venen mit einem Messer anritzt, das Blut auffängt und dann in einer Blutschau auswertet. In Aderlasstraktaten, die sich seit dem 14. Jahrhundert vielfach verbreiteten, wird die Methode erläutert und in der Regel werden die korrekten Aderlasspunkte am Körper des Patienten mithilfe einer bildlichen Darstellung veranschaulicht. Diese gehen auf Bilder zurück, mit denen ab dem 12. Jahrhundert das Werk Galens illustriert wurde.

Der ausgestellte Aderlasstraktat ist Teil eines umfangreichen Kompendiums, das außerdem Planetentraktate, Tierkreiszeichen- und Temperamentenlehre sowie zahlreiche Gebettexte enthält. Wie aus einem Schenkungseintrag auf Blatt 1r hervorgeht, wurde der Codex Pfalzgraf Ottheinrich von Johannes Herold geschenkt, vermutlich zwischen 1552 und 1556.

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