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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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II. Geschichte der Anatomie in Heidelberg im 19. und frühen 20. Jahrhundert



Links: Hermann Braus
Rechts: Binokulares Präpariermikroskop

Hermann Braus (1868-1925) − Prosektor (1901-1912), Leiter des Instituts (1912-1921)

Hermann Braus studierte in Jena Medizin und promovierte 1892. Zwei Jahre später übernahm er in Jena eine Assistentenstelle bei Max Fürbringer. 1899 wechselte Braus auf eine Stelle als Prosektor nach Würzburg. Als Fürbringer1901 den Lehrstuhl für Anatomie in Heidelberg übernahm, besetzte dieser die zweite Prosektorenstelle mit seinem Schwiegersohn Braus.

Braus interessierte sich für histologische Fragestellungen. Sein Hauptaugenmerk galt der Frage nach der Formbildung und Entwicklung der Gliedmaßen bei Embryonen und jungen Larven von Amphibien. Nachdem er 1912 den Lehrstuhl von Fürbringer übernommen hatte, konzentrierte er sich nicht mehr nur auf die Forschung, sondern auch auf eine optimale Durchführung des studentischen Unterrichts. Hierzu integrierte er neuartige Hilfsmittel wie Röntgenbilder, Zeichnungen, Projektionen, Filme und Photos in seinen Unterricht. Zudem begründete er die Methode der „experimentellen Morphologie“, also das Prinzip, morphologische Fragestellungen mit Hilfe von Experimenten zu beantworten.

Im Jahr 1921 ging Braus erneut nach Würzburg und wurde dort Ordinarius.

Ein neuartiges Präpariermikroskop

Während seiner Jenaer Zeit entwickelte Hermann Braus zusammen mit seinem Freund und Assistentenkollegen Leo Drüner (1870–1940) in Kooperation mit der ortsansässigen Firma Carl Zeiss ein Präpariermikroskop. Mit dem Einsatz dieses Mikroskops und seinem großen Arbeitsabstand zwischen Objekt und Objektiv in Kombination mit stark vergrößernden Okularen war nun, wie von Braus gewünscht, die „Bearbeitung kleinerer leichter zu beschaffender Tiere“ möglich und die Darstellung feinerer Verzweigungen des Nervensystems blieb nicht allein auf große Spezies beschränkt. Gegenüber den zu der Zeit gängigen monokularen Mikroskopen wurde das Stativ um eine horizontale Führung des Tubus erweitert und das Objektiv um die hierdurch gewonnene Achse schwenkbar.

EIn einem Aufsatz stellten die beiden Wissenschaftler 1895 nicht nur diese Neuerungen vor, sondern auch eine zweite Version, für die das binokulare Mikroskop nach Horatio S.Greenough, um 1890 ebenfalls von Zeiss Jena gebaut, übernommen wurde. Dieses stellte für beide Augen einen getrennten Strahlengang bereit, so dass jedes Auge das Präparat aus einem leicht anderen Winkel sieht, und somit ein räumlicher Bildeindruck, ein „Stereo-Effekt“, erzeugt wird. Da das binokulare Mikroskop wegen des festen Vergrößerungsfaktors der Okulare nur ab einer 20-fachen Vergrößerung zu verwenden ist, wurde das Gerät derart erweitert, dass durch Austauschen des Objektivs problemlos vom binokularen zum monokularen System gewechselt werden kann. 1897 veröffentlichten die beiden Forscher einen weiteren Artikel, in dem sie die technischen Verbesserungen und Funktionsweisen des Mikroskops ausführlich darlegten.

Porträt von Hermann Braus in der Objekt- und Multimediadatenbank heidICON

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