I. Die Anfänge der Heidelberger Universität
Der Gründungsrektor der Universität Heidelberg
Marsilius von Inghen gehörte zu denen, die die Pariser Universität aufgrund des abendländischen Schismas verlassen mussten. 1386 erscheint er als Magister an der neu gegründeten Heidelberger Hochschule und wird zu deren erstem Rektor. Dieses Amt wird er bis zu seinem Tod insgesamt neunmal bekleiden.
Marsilius von Inghen wurde zwischen 1335 und 1340 in der Nähe von Nimwegen geboren. Er studierte an der Sorbonne in Paris. Dort erhielt er den Rang eines Magisters und war zweimal Rektor. Das Studium der Theologie, das er bereits in Paris aufgenommen hatte, beendete er erst in Heidelberg, wo ihm als erstem die Würde eines Dr. theol. verliehen wurde. Nach seinem Tod 1396 wurde er in der Peterskirche beigesetzt.
Inghen verfasste hauptsächlich Kommentare zu den philosophischen Schriften des Aristoteles. Als Mitglied der Artistenfakultät war dies eine seiner Aufgaben im Bereich der Lehre. Für die Güte seiner Arbeit spricht, dass viele seiner Werke zu Standardlehrbüchern avancierten.
Der hier gezeigte Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus (1095/1100-1160) gehört hingegen zu den theologischen Werken des Marsilius. Die Beschäftigung mit den vier Büchern der „Sententiae”, in denen Petrus Lombardus eine grundlegende systematische Darstellung der Theologie mit philosophischen Mitteln vorlegte, war Teil des Theologiestudiums der Zeit. Das Werk Marsilius' steht hier in einer Reihe mit den Sentenzenkommentaren von Albertus Magnus oder Thomas von Aquin.
Marsilius von Inghen: Quaestiones super quattuor libros Sententiarum,
Straßburg: Flach, 1501
UB Heidelberg, Q 1601 Folio RES
Universitaetsbibliothek Heidelberg