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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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I. Die Anfänge der Heidelberger Universität


Ein Entwurf regionaler Geschichtsschreibung

Die Stellung Pfalzgraf Friedrichs I. (1425-1476) im Reich war umstritten. Um seine Position wieder zu stärken, hatte Matthias von Kemnat, Hofkaplan Friedrichs, in dessen Auftrag eine Prosachronik verfasst. Das zweite Buch trägt ausgesprochen biographische Züge und diente, angereichert mit humanistischen Zitaten und Preisgedichten, hauptsächlich dem Fürstenlob. Um 1470 setzte Michel Beheim den Text in Verse um. Diese Version war vermutlich ausschließlich zum repräsentativen Vortrag bei Hofe gedacht.

Michel Beheim, der 1420 in Sülzbach bei Weinsberg geborene Sohn eines Webers, gilt als einer der letzten Vertreter der mittelalterlichen Sangspruchdichtung am Übergang zum Meistersang. Zwischen 1468 und 1472 stand er in Diensten Friedrichs I. und lebte an dessen Heidelberger Hof.

Pfalzgraf Friedrich I. hatte 1451 seinen Neffen Philipp in der römischen Rechtsform der Arrogation adoptiert, um so auf Lebenszeit in die vollen Rechte seines Mündels einzurücken und als Kurfürst regieren zu können. Dieses Vorgehen widersprach gänzlich den Vorschriften bezüglich der Nachfolgeregelungen und Vormundschaftsbestimmungen der Goldenen Bulle und belastete Friedrichs Verhältnis zum Kaiser stark.

Sowohl die Prosa- als auch die Reimchronik waren reine Mittel zur Selbstdarstellung und sollten historische Argumente zur Untermauerung des Herrschaftsanspruchs Friedrichs liefern. Der öffentliche Vortrag bei Hofe war zu dieser Zeit, verglichen mit der zunehmenden Bedeutung von primären Lesetexten, zwar bereits veraltet, war aber nichts desto trotz immer noch eine öffentlichkeitswirksame Form der Darbietung.

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