Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Friedrich Johann Justin Bertuch: Bilderbuch für Kinder – digital

BeispielabbildungDas von dem Weimarer Verleger Friedrich Johann Justin Bertuch (1746–1822) in 237 Einzellieferungen herausgegebene enzyklopädisch angelegte Bilderbuch für Kinder erschien zwischen 1790 und 1830 in einer Auflage von 3.000 Exemplaren. Die 12 Tafelbände, von denen in der UB Heidelberg nur 10 vorhanden sind, enthalten 1.185 kolorierte Bildtafeln mit ca. 6.000 einzelnen Kupferstichen. Als Zeichner und Stecher für die zahlreichen Abbildungen, die überwiegend aus dem breiten Angebot vor allem naturwissenschaftlicher, zeitgenössischer Neuerscheinungen übernommen wurden, beschäftigte Bertuch meist Absolventen der Weimarer „Fürstlichen freien Zeichenschule“, an deren Gründung 1776 er selbst beteiligt gewesen war.

Die Tafeln sind in 14 Themengebiete aufgeteilt, wobei die Naturgeschichte mit 11 Themen den größten Raum einnimmt: 1. Vierfüssige Thiere; 2. Vögel; 3. Fische; 4. Insecten; 5. Pflanzen; 6. Menschen und Trachten; 7. Gewürme; 8. Conchylien; 9. Corallen; 10. Amphibien; 11. Mineralien; 12. Baukunst; 13. Alterthümer; 14. Vermischte Gegenstände. In der letzten Kategorie fanden vor allem zeitgenössische technische Entwicklungen Berücksichtigung, wie 1802 der erste Heißluftballon oder 1816 das Dampfboot.

Um die Kinder durch eine vorgegebene Ordnung der dargestellten Dinge nicht zu ermüden, wählte Bertuch eine völlig unsystematische Abfolge der Motive. In den Vorbemerkungen des ersten Bandes schreibt er: „… habe ich die krellste und bunteste Mischung der Gegenstände gemacht und bitte nur immer […] zu bedenken, dass ich es mit Kindern zu thun habe, die ich blos amüsiren will“. Ein Bilderbuch hält Bertuch „für eine Kinderstube ein eben so wesentliches und noch unentbehrlicheres Meuble als die Wiege, die Puppe, oder das Steckenpferd“. Am Ende jedes Bandes ermöglicht ein nach den 14 Themengebieten geordnetes Register das gezielte Auffinden einer Abbildung. Jede Tafel wird von einer kurzen, den „Verstandes-Kräften des Kindes angemessenen Erklärung“ begleitet.

Neben der von Anfang an erhältlichen deutsch-französischen Ausgabe des „Bilderbuchs“ wurde auch eine Ausgabe in deutscher, französischer, italienischer und englischer Sprache herausgegeben. Die Mehrsprachigkeit der kurzen Begleittexte diente zum einen im traditionellen Sinn des „Orbis pictus“, in welchem das Bild eine Ergänzung des belehrenden Textes darstellt, der Spracherziehung der Bürgerkinder, ermöglichte aber auch den europaweiten Absatz der Hefte. Bertuch überließ nichts dem Zufall, so wählte er für den Satz ganz bewusst die Antiqua, weil er „herzlich wünschte, daßs wir endlich unsere altfränckische widrige teutschen Mönchsschrift loswerden“.

In den Jahren 1796 bis 1833 erschienen – bearbeitet von dem Pädagogen Karl Philipp Funke (1752–1807) – 24 ergänzende und vertiefende, umfangreiche Kommentarbände unter dem Titel: Ausführlicher Text zu Bertuchs Bilderbuche für Kinder. Ein Commentar für Eltern und Lehrer, welche sich jenes Werks bei dem Unterricht Ihrer Kinder und Schüler bedienen wollen. Nach dem Tod Funkes wurde der Kommentar unter der Leitung von Carl Bertuch durch eine ‚Gesellschaft von Gelehrten’ fortgesetzt.

Weiterführende Literatur

zum Seitenanfang