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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe

Conrad von Altstetten, Cod. Pal. germ 848, fol. 249v Saget mir ieman, waz ist minne? Diese Frage des Dichters Walther von der Vogelweide nach dem Wesen der Liebe beschäftigte seit dem hohen Mittelalter fahrende Sänger, Adlige und sogar Kleriker. Wie in einer Vielzahl von Texten und Bildern immer neu reflektiert wurde, konnte es einem Ritter nicht mehr genügen, die von ihm begehrte Dame zu besitzen. Er wollte vielmehr ihr Herz erobern. Die vielstimmige Entdeckung des Themas Minne als erotischer Liebe zwischen Mann und Frau beeinflusste nicht nur das Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Sie wandelte auch das Selbstverständnis des Adels und die Umgangsformen innerhalb der höfischen Gesellschaft.

Die Lieder und Bilder im Codex Manesse fangen diesen Wandel exemplarisch ein. In einzigartiger Weise versammelt die großformatige Prachthandschrift den staufischen wie auch den nachklassischen Minnesang in seiner ganzen Gattungs- und Formenvielfalt. Die Miniaturen zu den Dichtern mit ihren Darstellungen höfischer Szenen, Festlichkeiten und Turniere prägten nachhaltig das moderne Bild des ritterlichen Mittelalters. Dabei ist der Codex Manesse selbst bereits als Rückblick zu deuten: Er wollte die allmählich verklingenden, zuvor nur mündlich überlieferten Lieder erstmals schriftlich zusammentragen; viele Texte wären ohne diese Niederschrift heute verloren.

Am Beispiel des „Codex Manesse” und weiterer wertvoller Handschriften und Drucke aus den Tresoren der Universitätsbibliothek Heidelberg illustriert die Ausstellung die Entdeckung der Liebe im hohen Mittelalter.

Rundgang durch die virtuelle Ausstellung

  • Hinweis Sektion I – Der Codex Manesse: Entstehung und Wirkung
    Der Codex Manesse zählt zu den herausragenden Zeugnissen des deutschen Mittelalters: Mit den in ihm versammelten 5.200 Strophen und 36 Leiche – einer lyrischen Großform – wie auch mit seinen farbenprächtigen Dichterminiaturen prägte er das moderne Bild dieser Epoche. Mehr als die Hälfte dieser Texte, die zuvor wohl nur mündlich, auf Einzelblättern oder in Form kleinerer Repertoires tradiert wurden, sind nur hier bezeugt. Ohne den Fleiß der Schreiber und das Engagement ihrer Auftraggeber wären sie heute verloren. Doch wer waren die Initiatoren der Handschrift?
  • Hinweis Sektion II – Schicksale der Handschrift
    Die Wege des Codex Manesse durch die Jahrhunderte sind verschlungen und liegen zum Teil bis heute im Dunkeln. Die zweite Sektion fragt, wie aus dem Codex der Zürcher Familie Manesse die „Große Heidelberger Liederhandschrift” wurde.
  • Hinweis Sektion III – Die Entdeckung der höfischen Liebe
    Die höfische Literatur, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu blühen begann, gilt als epochales Novum. Neu war ihre Sprache, denn man dichtete nicht länger im gelehrten Latein, sondern auf Mittelhochdeutsch. Neu war, dass diese Kunst nicht mehr in den religiösen Zentren, in Klöstern und an Bischofssitzen gepflegt wurde, sondern an den Höfen weltlicher Fürsten. Mäzene, Autoren und Publikum der höfischen Literatur waren Laien. Neu war jedoch vor allem die Idee der Liebe, die sich in der Epik wie in der Lyrik Bahn brach.
  • Hinweis Sektion IV – Die Macht der Minne
    Den Codex Manesse flankieren mit dem „Welschen Gast” des Thomasin von Zerklaere und dem „Parzival” des Wolfram von Eschenbach zwei weitere ‚Klassiker’. Im „Parzival” wird geschildert, wie der in der höfischen Welt unerfahrene Titelheld sich einer Dame gegenüber statt wie ein wohl erzogener Ritter als Tölpel und Dieb verhält: Der im Diskurs der höfischen Liebe geforderte Umgang zwischen Ritter und Dame wird damit als Kunst vorgestellt, deren Spielregeln es erst zu erlernen gilt.
  • Hinweis Liebeslieder aus dem Codex Manesse

Impressum

Weitere Informationen

Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe” hrsg. von Maria Effinger, Carla Meyer und Christian Schneider unter Mitarbeit von Andrea Briechle, Margit Krenn und Karin Zimmermann
Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2010 (Schriften der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 11)

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