Kriegsbilderbogen – digital
Kriegsbilderbogen stellen eine Sonderform der Bilderbogen dar, einer seit dem 18. Jahrhundert verbreiteten Form von Einblattdrucken, die sich v.a. an ein einfaches, bildungsfernes Publikum richtete und schon bald zum Massenmedium aufstieg, das in der Stadt wie auf dem Land gleichermaßen populär war. Bereits im Spätmittelalter kamen Einblattholzschnitte zur preisgünstigen Vervielfältigung von Andachts- und Heiligenbildern auf. Sie dienten als Andenken an Wallfahrten, aber auch als Dekorationsgegenstand für den Haushalt. Die frühen Bilderbogen – um 1820 wurde dieser Begriff eingeführt – führten diese Tradition weiter und ergänzten sie in der Folge um profane, künstlerische, naturkundliche und tagesaktuelle Themen. Die Bilderbogen zeigten entweder einzelne oder mehrere Abbildungen sowie Bilderfolgen und -geschichten. Zielgruppe blieb das einfache Volk, das die Blätter für wenig Geld zunächst von fahrenden Händlern oder auf Jahrmärkten erwerben konnte. Vor allem durch die Erfindung der Lithografie war das Drucken in hoher Auflage möglich und um ein Vielfaches günstiger geworden. Frauen und Kinder kolorierten die Bilder in schlecht bezahlter Kleinarbeit, nicht-kolorierte Bilder wurden nicht selten vom Käufer selbst ausgemalt. Viele Bilderbogen richteten sich gezielt auch an ein jüngeres Publikum. Das gilt auch für die Kriegsbilderbogen, genannt sei in diesem Zusammenhang besonders der Neue Deutsche Bilderbogen für Jung und Alt.
Schon in napoleonischer Zeit und besonders während der Befreiungskriege kamen sogenannte „Soldatenbögen“ auf, die die einzelnen Uniformen der beteiligten Länder und Heeresverbände darstellten und deren Figuren von Kindern häufig ausgeschnitten und als Papiersoldaten zum Spielen verwendet wurden. Spätestens zu Beginn des ersten Weltkriegs wurde das Medium über die sozialen Grenzen hinweg populär und diente fast ausschließlich Propagandazwecken. Die Kriegsbilderbogen idealisierten den Alltag der Soldaten, zeichneten ein verklärtes Front- und Heimatbild und thematisierten in sogenannten „Schlachtenstücken“ auch einzelne Gefechte. Der Tonfall reichte von romantisierend-verharmlosend und pathetisch bis polemisch und stellte die Leistung der eigenen Armee ausschließlich positiv dar. Der Feind wurde in Karikaturen der Lächerlichkeit Preis gegeben oder dämonisiert, die eigenen Heerführer und der deutsche Kaiser zu Helden stilisiert. Dies sollte die Kriegsbegeisterung wecken und den Patriotismus stärken, zudem konnten die interessierten Betrachter sich über Uniformen und Waffen informieren.
Neben München war Berlin einer der wichtigsten Standorte für die Publikation von deutschen Kriegsbilderbogen im ersten Weltkrieg. Hier entstand die Mehrzahl der in der UB Heidelberg digitalisierten Kriegsbilderbogen. Der Erlös einiger Blätter floss anteilig in karitative Projekte wie die Kriegskinderspende.
Bereits online verfügbare Werke:
Weiterführende Literatur
- Eichler, Ulrike: Münchener Bilderbogen, München 1974 (Oberbayerisches Archiv, 99)
- Kohlmann, Theodor [Hrsg.]: Die große Welt in kleinen Bildern. Berliner Bilderbogen aus zwei Jahrhunderten, Katalog zur Ausstellung im Märkischen Museum, Berlin 1999
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