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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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III. Anatomische Lehrmittel: Präparationstechniken und Modelle

Feuchtpräparate – haltbar für die Ewigkeit

Anatomische Feuchtpräparate – auch Flüssigkeitspräparate genannt – haben die dauerhafte Konservierung unter Beibehaltung der natürlichen Form und ursprünglichen Farbe des Objekts zum Ziel. Soll dieses zusätzlich in seinem umgebenden Kontext gezeigt werden, erfolgt die Fixierung in situ. In beiden Fällen kommen Einbalsamierungslösungen zum Einsatz. Diese werden direkt in die Hohlraumsysteme, also zum Beispiel in eine Arterie, eingespritzt und schützen so das Gewebe auf Dauer vor dem Verfall. Die Präparate werden in verschlossenen Gläsern zu Unterrichtszwecken zur Schau gestellt. In der Heidelberger Anatomischen Sammlung haben sich viele derartige Schaugläser – meist aus dem 19. Jahrhundert – erhalten. Unter den Präparaten befinden sich Teile von Extremitäten, Wirbelsäulen, inneren Organen, Embryonen oder Feten mit verschiedenen Entwicklungsstörungen. Es wurden aber auch regulär entwickelte Kinder, die an nicht sichtbaren Erkrankungen gestorben waren, präpariert und konserviert. Sie dienten dazu, die normale Entwicklung des Menschen aufzuzeigen.

Neun Monate altes Kind mit eröffnetem Rücken

Im Ausstellungsglas befindet sich das Präparat eines etwa neun Monate alten Kindes ohne Beine, bei dem eine Ansicht von hinten u. a. auf die Nieren freigelegt wurde. Gut erkennbar ist die alterstypisch läppchenartige Struktur der Nieren, die während der weiteren körperlichen Entwicklung verschwindet.

Der Leichnam des Kindes wurde Ende des 19. Jahrhunderts in die Heidelberger Anatomie eingeliefert. Offensichtlich hatte man an ihm eine klinische Leichenöffnung vorgenommen, denn die Kopfhaut ist von einem Ohr zum anderen vernäht worden. Erst danach wurde die rückwärtige Partie eröffnet, um wichtige Organe der Körperhöhlen und des Retroperitonealraumes auf die Oberfläche des Rückens zu projizieren. Der Leichnam wird in dem für die Zeit gebräuchlichen „Weingeist“ (Branntwein) aufbewahrt. In den 1970er Jahren ersetzte man den Branntwein durch Formalin.

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