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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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II. Ernst Wahle (1889-1981)



Völker in der Prähistorischen Archäologie

1941 verfasste Ernst Wahle eine Arbeit, die bis heute als seine wichtigste und am häufigsten zitierte gilt. Er setzte sich dabei mit einem in der Ur- und Frühgeschichte höchst kontrovers diskutierten Thema auseinander, nämlich der Frage, ob es möglich ist, prähistorische Völker anhand des archäologischen Fundstoffes zu identifizieren.

Ihre Brisanz bezog die Arbeit vor allem aus dem Umstand, dass Wahle hier ganz unverhüllt umfassende Kritik an den Thesen seines akademischen Lehrers, des Berliner Prähistorikers Gustaf Kossinna (1858-1931), übte. Dieser wurde unter dem NS-Regime wegen seiner das Germanentum verherrlichenden Schriften als „Altmeister der Vorgeschichtsforschung” gefeiert, seine wissenschaftlichen Schlussfolgerungen waren Teil des offiziösen Geschichtsbildes.

Kritik an Kossinna konnte daher leicht als Kritik an der NS-Ideologie und ihrer Verklärung einer „Nordischen (=germanischen) Rasse” verstanden werden. Martin Jahn (1888-1974), seit 1934 Professor für Vor- und Frühgeschichte der Universität Breslau und gleichfalls Schüler Kossinnas, verfasste sofort nach dem Erscheinen von Wahles Buch einen Gegenartikel. Nicht Kossinnas „siedlungsarchäologische Methode” habe versagt, vielmehr habe sich Wahle bei seiner Kritik auf Beispiele gestützt, bei denen noch keine ausreichende archäologische Grundlage geschaffen worden sei.


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