Petershausener Sakramentar als Leihgabe für Landesausstellung

Vom 20. April bis 20. Oktober 2024 findet auf der Klosterinsel Reichenau und im Archäologischen Landesmuseum Konstanz die Große Landesausstellung des Badischen Landesmuseums "Welterbe Mittelalter: 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau" statt. Im Mittelpunkt stehen Meisterwerke der ottonischen Buchkunst, die im Skriptorium des Klosters im 10. und 11. Jahrhundert entstanden sind und sich durch die hohe Qualität von Text, Beschreibstoff und Malerei auszeichnen. Das Königskloster Reichenau war zu dieser Zeit ein Zentrum der Buchproduktion in Europa. Einige der Handschriften wurden 2003 in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

Die Universitätsbibliothek Heidelberg leiht für die Ausstellung eine ihrer wertvollsten Preziosen aus: das Petershausener Sakramentar. Die Handschrift wird bis zum 22. Juli 2024  in Konstanz präsentiert und in dem Zeitraum einmal geblättert.

Das Sakramentar entstand um 980 im Reichenauer Skriptorium. Vermutlich nach einem Klosterbrand im benachbarten Kloster Petershausen gelangte es im 12. Jahrhundert nach Petershausen, wo es bis ins 19. Jahrhundert aufbewahrt wurde und dann im Rahmen eines größeren Ankaufs zusammen mit anderen Handschriften aus den Klöstern Salem und Petershausen nach Heidelberg kam. Heute wird die Handschrift in Heidelberg unter der Signatur Cod. Sal. IXb geführt.

Bei dem Sakramentar handelt es sich um eine illustrierte Prachthandschrift, die mindestens bis ins 11. Jahrhundert im Kloster Reichenau oder in einer von der Reichenau abhängigen Kirche für den Gottesdienst verwendet wurde. Der Text folgt im Wesentlichen dem Sacramentarium Hadrianum. Aufgenommen wurden Formulare für Heiligenmessen, Kreuzfeste und Votivmessen sowie Texte für Salz- und Wasserweihen. Später wurden dem Sakramentar Abschriften von Urkunden vorgebunden.

Neben den Texten ist die Buchmalerei von herausragender Qualität. Sie markiert den Übergang zum Reichenauer Stil. Besonders berühmt ist die Doppelseite mit der thronenden Maria Ecclesia und dem thronenden Christus, die das Sakramentar einleitet. Daran schließen sich Zierseiten an, für deren Text auf Purpur oder blauem Untergrund Gold- oder Silbertinten benutzt wurden.

Das Petershausener Sakramentar wurde am 5. März im Rahmen eines Pressetermins gezeigt. Die Präsentation im Tresortrakt der Universitätsbibliothek Heidelberg erfolgte durch die Leiterin der Abteilung Historische Sammlungen Dr. Karin Zimmermann. Die Handschrift liegt vollständig digitalisiert inklusive einer wissenschaftlichen Beschreibung vor.