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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Ausstellung neuer und alter Gartenkunst der Gruppe Brandenburg der "D. G. f. G." im kgl. Kunstgewerbe Museum zu Berlin
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Heick, Gustav: Park- und Gartenvorbilder im Walde
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0302

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XIV, 19

DIE GARTENKUNST.

295

Es ist auch wichtiger, daß der Gartengestalter den
Garten wirklich gut macht, als daß er ein gutes Bild
vom Garten macht, zumal nicht jeder gute Garten-
gestalter auch ein guter Maler sein kann.

Solche Methoden, wie sie etwa Froebels Erben
brachten, genügen völlig, wer zeichnerisch gut veran-
lagt ist, mag die gute einfache Art des Herrn
Barth bringen, der außerordentlich vielseitig in der
Darstellung sich bei den verschiedensten Methoden
stets darauf beschränkte, mit ganz wenig Mitteln sowohl
in bezug auf Linie als Farbe seine Idee darzustellen.
Es schadet auch eine Stilisierung der Pflanzenform,
wie sie Barth vornimmt, durchaus nicht, wenn sie nicht
allzusehr übertrieben wird. Unsere Gartenbauschulen
hätten lehrreiche Studien auf dieser Ausstellung machen
können und hätten wohl sehen können, daß die auf den An-
stalten oft sehr geschätzte Bildermalerei solchen Arbeiten,
wie ich sie eben schilderte, nicht standhalten kann.

Noch eins war recht interessant zu beobachten, fast
alle Gartenarchitekten projektieren heute ihre kleinen
Gartenbauten, Brunnen etc. selbst. Man sieht oft ein
gutes Verständnis und ein lobenswertes Wollen für die
Lösung der Aufgaben, aber man sieht selten ein Können,
welches das Prädikat „Gut“ verdient. Wenn man die
kleinen Zierbauten, Gartenhäuser etc., welche von Garten-
architekten entworfen, vergleicht mit ähnlichen Lösungen
guter Architekten, so fällt der Vergleich sehr zu Un-
gunsten der Gartenarchitekten aus. Der Vergleich war
hier sehr leicht durchzuführen, denn es waren derartige
Gartenarchitekturen von Herren Geh. Baurat dipl. ing.
Hoffmann und von Professor Bruno Paul da, wenn man
sie neben die Schöpfungen unserer Gartenarchitekten
hielt, dann fielen letztere ungemein ab, man erkannte
bei letzteren wohl das Wollen, aber man erkannte auch
allzuoft das Nichtkönnen.

Es ist offensichtlich auf diesem Gebiet noch eine
große Lücke auszufüllen und der Unterricht der jungen
Gartenarchitekten muß hier ein ganz anderes Resultat
zeitigen, oder er ist nicht wert, gehalten zu werden.

Professor Bruno Paul und Geh. Baurat dipl. ing.
Hoffmann waren übrigens die einzigen „Nichtzünftigen“,
welche ausstellten. Ich bedaure es sehr, wenn man
die Nichtzünftigen, die eigentlich hier mehr durch Zu-
fall vertreten waren, nicht zu derartigen Ausstellungen
heranzieht, denn ich finde, daß gerade von derartigen
Stellen neue Anregungen dem Zünftler zuflossen und
auch in Zukunft zufließen werden. Hätten wir in den
letzten Jahrzehnten nicht so viele und wertvolle An-
regungen von Nichtfachgenossen erhalten, wir steckten
heute noch in dem tiefen Sumpf, in dem wir vor
15 Jahren steckten und diesen Strom neuen frischen
Lebens und neuer künstlerischer Anregung soll man
hineinleiten in das Zunftleben, aber nicht verbannen
und ableiten.

Interessant war bei einem Entwurf Bruno Pauls
der Versuch, ein rechteckiges Rasenstück vor einem
hieinen Ziertempel flächig aufzuteilen und die Wir-
kung eines gut gezeichneten Teppichs zu erzielen.

Der Gedanke ist zwar durchaus nicht neu, aber er
ist doch in dem letzten Jahrzehnt in neuzeitlicher Auf-
fassung selten oder nie zur Ausführung gebracht worden.
Man machte vor etwa 20 Jahren nur schlechte Teppich-
beete und als man das erkannte, da verwarf man die
ganze Methode und heute ist das Teppichbeet und
das alte Parterre de broderie über Bord geworfen, aber
man hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Die Zeit
wird kommen, wo diese Flächenkunst ihre Auferstehung
feiern wird, wo man gute, auch künstlerisch befriedigende
Teppichbeete entwerfen und ausführen wird. Bruno Pauls
Rasenteppich ist eine erste Stufe auf diesem Wege.

Ganz interessant ist die Ausstellung der Stadt
Berlin. Doppelbilder der Gartenanlagen am Gendarmen-
markt, der Schloßfreiheit, am Pariser Platz etc. zeigten
den alten Zustand dieser Anlagen und den jetzigen.
Die Umänderung der Anlagen ist durch den neuen
Gartendirektor Brodersen durchgeführt, sehr zum Vor-
teil der Anlagen und vor allem der an den Anlagen
stehenden Gebäude, welche im gegenwärtigen Zustand
weit besser zur Geltung kommen. Solche Gegen-
überstellungen ä la Schultze - Naumburg sollten weit
öfter vorgenommen werden, sie wirken äußerst be-
lehrend und sollten als Lichtbildmaterial unseren Lehr-
anstalten in reichlicher Menge zur Verfügung stehen,
denn ein Anschauungsunterricht wirkt besser und er-
zieherischer, wie die besten Vorträge.

Alles in allem aber kann man trotz der gerügten
Mängel der Ausstellung nur eine gute Zensur geben.
Wer sie offenen Auges durchwandert, wird dies nicht
ohne Vorteil tun.

Besonderer Dank für das Zustandekommen der
ebenso interessanten wie lehrreichen Ausstellung ge-
bührt dem rührigen Geschäftsführer der Gruppe Bran-
denburg, Herrn Gartenarchitekt Martin, welcher keine
Arbeit scheute, die Ausstellung zu einer gelungenen zu
machen und die Absicht hat er ja auch bestens erreicht.

Park- und Gartenvorbilder im Walde.

Von Gustav Heick, Kerpen bei Cöln.

Der sammetgrüne, leuchtende, kurzgeschorene Rasen
ist der Untergrund im Garten, aus dem sich Einzeb
pflanzen, Gehölzgruppen am wirkungsvollsten heraus-
heben. Soll ein Landschaftsbild, vielleicht nach einem
Vorbilde aus der freien Natur, hergestellt werden, dann
kommt der Landschaftsgärtner, der Gartenkünstler mit
der freien Natur da draußen etwas in Konflikt. Denn
einen solchen kurzgeschnittenen Rasen gibt es dort
nur kurze Zeit; etwa im Frühling, wenn die Wiesen
im ersten Grün stehen, und dann später nach der
Heuernte, wenn das Gras anfängt wieder neu auszu-
treiben. Oder wenn am Bachufer die Frauen für ihre
Kuh daheim das üppige Gras geschnitten haben, dann
zeigt es sich auch, wie malerisch dort Einzelpflanzen
wirken. Der Froschlöffel, der in einzelnen Trupps
 
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