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Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung – digital

Die Designtheoretischen Kolloquien an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle, 1977-2014

Die Reihe der designwissenschaftlichen Kolloquia in Halle an der Burg Giebichenstein, bis 1990 Hochschule für industrielle Formgestaltung, dann Hochschule für Kunst und Design, heute Kunsthochschule Halle, stellt in der Geschichte der Theoriebildung zum Design einen Meilenstein dar. Begründet mit der ersten Veranstaltung 1977, wurden sie über die Jahre zu einem festen Termin im Jahreskalender der Designszene in der DDR. Immer im Spätherbst trafen sich an der Saale Designer, Kulturwissenschaftler, Philosophen, Psychologen, Soziologen und Historiker, um ihre Arbeiten zu designrelevanten Themen zur Diskussion zu stellen. In ganz Europa, Ost wie West, trugen damals die Impulse, die an der HfG Ulm gesetzt worden waren, dergestaltige Früchte, dass sich nun eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin der theoretischen Beschäftigung mit den Problemen des Designs, der Entwürfe, des Entwerfens, aber auch der Probleme der praktischen Beziehungen zwischen Industrie und Design, und schliesslich derjenigen des Gebrauchens und der Gebrauchenden herauszubilden begonnen hatte.

Die Einrichtung einer Abteilung ‚Theorie und Methodik’ an der Burg (mit einer für heutige Verhältnisse erstaunlichen personellen Ausstattung) trug dem Rechnung. Federführend waren Designer wie Horst Oehlke, die es nun als unverzichtbar ansahen, der Profession Design eine wissenschaftliche Reflexion beizugeben, wie sie in anderen Professionen längst üblich war – und wie sie von den traditionellen Kunstwissenschaften nicht erwartet werden konnte. Angesichts der ausgemachten Problemfelder wurden aber auch Wissenschaftler aus anderen Disziplinen an die Hochschule geholt: Philosophen, Psychologen, Kulturwissenschaftler.

Die in den Kolloquiums-Bänden dokumentierten Vorträge zeigen ein breites Spektrum an Themen und Herangehensweisen. Konventionelle designhistorische Themen, Sichtweisen der Psychologie, Designmethodik, frühe Überlegungen zu neuen Werkzeugen und Medien, soziologische und kulturtheoretische Reflexionen. Den Historiker wird der Wandel der ideologischen Funktion des Designdenkens interessieren, der Übergang vom Eingebettetsein in einen übergreifenden gesellschaftlichen Ideologieentwurf hin zu einer partiellen Produktion von Ideologemen. Waren vor 1989 bereits einzelne westliche Designtheoretiker als Gastreferenten zu den Kolloquia eingeladen, ist in den Bänden der frühen 1990er Jahre die Begegnung und Annäherung von Ost und West auch auf diesem Gebiet zu beobachten.

Seit 1998 richtete Matthias Götz, Nachfolger von Horst Oehlke, die Designtheorie-Symposien aus, naturgemäss anders akzentuiert, doch der Tradition verpflichtet. Das Themen-Spektrum hat sich verlagert – vom ‚Tabasco-Effekt’ (Tabasco. Formen der Wirkung – Wirkung der Form, 1999) über ‚The Power of Placement’ (Villa Paragone. Thesen zum Ausstellen, 2008) bis zu den ‚konstruktiven Funktionen des Fehlers’ (Fiasco ma non troppo. Vom Fehler, 2014) rücken nun vermehrt Phänomene in den Blick, die auch jenseits des Design von theoretischem Interesse sind, mögen sie auch vorwiegend unter designtheoretischen Aspekten diskutiert werden. Design und Theorie des Design sind weiter als üblich gefasst. Zugleich bestehen die Publikationen nicht ausschliesslich aus abgedruckten Vorträgen, sondern verstehen sich eher als Buch zum Thema denn als Dokumentation einer Veranstaltung.

So unterschiedlich die Designtheorie-Kolloquien an der Burg im einzelnen auch interpretiert worden sein mögen, so repräsentiert ihre über Dekaden reichende Tradition jedenfalls einen besonderen Beitrag zur Diskussionskultur im Design.

(Michael Suckow, Kulturwissenschaftler)

Aktuell digitalisiert wurden die Bände bis 1996.

Alle in dieser Zeitschrift enthaltenen Aufsätze sind im lokalen Online-Katalog HEIDI erfasst und können somit auch über den SWB und
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