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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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IV. Was muss man beim Zeichnen wissen?

Intro Sektion 4 Dass mit der Ausbildung im Zeichnen nicht ‚nur’ die graphische Darstellung der Wirklichkeit erlernt sondern darüber hinaus auch viele weitere Kenntnisse erworben wurden, macht die vierte Ausstellungssektion deutlich. So waren seit der Frühen Neuzeit und den Pionierarbeiten Leonardos und Michelangelos anatomische Studien essentieller Teil des Zeichenunterrichts. Die Fortbildung der Künstler erfolgte dabei am Seziertisch oder im Atelier anhand von entsprechenden Handzeichnungen. Viele Zeichenlehrbücher enthalten daher standardmäßig detaillierte Ausführungen über den Bau des menschlichen Körpers.

In engem Bezug zu dieser Tradition stehen die in den Manualen vielfach auffindbaren physiognomischen Tafeln, mithilfe derer der Schüler lernen sollte, aus der äußeren Erscheinung des Menschen auf seinen Charakter und sein gegenwärtiges Temperament zu schließen. Die Gesichtszüge spielen dabei eine wesentliche Rolle, so auch in Charles Le Bruns berühmten Traktat Caractères des passions von 1693. Insbesondere Portraitisten konnten sehr von dieser Zusammenstellung profitieren und auch die Mitte des 18. Jahrhunderts aufkommende Karikaturzeichnung entstand in enger Abhängigkeit zu derartigen Publikationen. Auch für das Ingenieurs- und Vermessungswesen war das Zeichnen von fundamentaler Bedeutung. Die Erstellung von detaillierten Karten für zivile und militärische Zwecke brachte die Bestimmung der Entfernungen von Geländemarkierungen mittels Trigonometrie sowie die Kartierung im Gelände mit dem Kompass mit sich. Neben derartigen Fertigkeiten mussten die Zeichner vor allem auch ein grundlegendes System kartographischer Zeichen erlernen, denn nur wenn ihre Graphiken konventionalisierte Darstellungsformen von Bergen, Gebäuden und Sümpfen enthielten, waren sie eindeutig lesbar und verständlich.

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