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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 2
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Walter Alfred Rosam (gest.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0109

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W. A. ROSAM, KANAL

WALTER ALFRED ROSAM f

Walter Alfred Rosam, der gute Kamerad von fünf-
zehn gemeinsamen Malerjahren, ist im Sommer
1916 auf den russischen Schlachtfeldern durch einen
Lungenschuss getötet worden. In einem durch höchste
Forderungen gegen sich selbst verlängerten Studium hat
er sich streng bemüht, seinem Werk einen festen Unter-
bau zu schaffen. Nun wird es Fragment bleiben, oder
vielmehr ein kleiner, wohlgeordneter Teil des labyrin-
thischen Komplexes, welcher deutsche Kunst der Gegen-
wart heisst. Rosam hat nie nach öffentlicher An-
erkennung gestrebt. Er hat ausser gelegentlich in Ham-
burg nur einige wenige Male in Berlin Bilder gezeigt.
(In der Herbstausstellung und der freien Sezession.)
Seine mehr auf theoretische Kunsterkenntnis als auf
naive Naturdarstellung gerichtete Begabung und deren
Entwicklungsgang aber weisen an vielen Stellen typische
Merkmale seiner Generation auf; wodurch sie wohl
auch einem grösseren Kreise betrachtenswert erscheinen
dürften.

Er wurde 1883 in Hamburg geboren und kam mit
siebzehn Jahren auf Lichtwarcks Rat mit mehreren
gleichaltrigen Kameraden dort zu dem Maler Siebelist,
wo er eine von akademischer Verknöcherung und
Schlendrian freie — freilich auch ganz traditionslose —
erste Ausbildung erhielt. Etwa vier Jahre später ging
er nach Berlin und lebte hier ziemlich abseitig, wenig-
stens in künstlerischer Beziehung. Es war die Zeit der
ersten Erfolge Beckmanns, und es kam in den Sezessions-
kreisen eine Neigung zu grossen Formaten und figuren-
reichen Darstellungen auf— „Kompositionen" —, denen
allerdings eben die höhere Ordnung zumeist völlig und
notwendig fehlte. Rosam hatte bisher meist kleinere,
farbig reizvolle Sachen in einem impressionistischen
Sinne gemalt. Nun versuchte er sich auch auf ein paar
grossen Leinwänden mythologischen Inhalts, bei welchen
ihm — wie manchem andern — etwa Delacroix vor-
schwebte. Freilich ein Delacroix der Reproduktionen
und einer ins Gewaltsame gesteigerten Vorstellung, an

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