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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Luthmer, Ferdinand: Triptychon in vergoldetem Kupfer
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Merlo, Johann Jacob: Kunstwerke, gestiftet von der Kölner Patrizier-Familie von Wasserfaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0055

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75

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 3.

(6

Aber auch das Mittelrelief hat eine Besonder-
heit aufzuweisen, die es von andern gegossenen
oder gravirten Flachreliefs unterscheidet: Der
Grund senkt sich nach den Konturen der Ge-
stalten hin, so dafs hierdurch das Relief höher
erscheint, als die wirkliche, äufserst geringe
Höhe desselben über dem Grunde beträgt. Auch
dieser Kunstgriff, der an die übrigens mit steilen
Rändern abgesetzten „Koilanaglyphen" der alt-

egyptischen Kunst erinnert, beweist ein grofses
Raffinement und zielbewufste Arbeit. Auch läfst
es darauf schliefsen, dafs das Modell zu diesem
Gufsbild nicht in Wachs auf eine Fläche von
Metall oder Holz ausgeführt sein kann, sondern
dafs es in Elfenbein oder Holz geschnitten wurde,
wenn wir es in diesem interessanten Stück nicht
überhaupt mit einem Metallschnitt zu thun haben.

Frankfurt. F. Luthmer.

Kunstwerke, gestiftet von der Kölner Patrizierfamilie von Wasserfafs.

ie Kölner Patrizierfamilie von Wasser-
fafs hat mehrere Mitglieder aufzu-
weisen, welche sich nicht nur durch
hervorragende bürgerliche Stellung,
sondern auch durch frommsinnige Kunstliebe
auszeichneten. Besonders den Pfarrkirchen von
St. Columba und St. Peter haben sie werth-
vollen Schmuck zugewandt. Einiges, was die
Stürme der Zeit überdauert hat, theilweise freilich
mit lokalem Wechsel, wollen wir in dankbarer
Erinnerung hier anführen.

Zur Jahresmitte (Nativ. bti. Johannis Bapt.)
1417 wurde „Gerard von dem Wasservasse" zum
erstenmal in den Rath der Stadt Köln gewählt,
zuletzt im Jahre 1432. Die dem Vater erwiesene
Ehre ging 1433 auf seinen Sohn „Goedart von
dem Wasserfasse" über. Dieser Goedart (auch
Goddert, Godefridus) wurde 1437 Bürger-
meister, welche Würde er zuletzt im Jahre 1462
bekleidete. Beide treten uns auch in ihrer
äufsern Erscheinung durch ein im städtischen
Museum befindliches Gemälde näher, welches
sich der Schule des Meisters Wilhelm verwandt
zeigt. (Nr. 44 d. Kat.)

Auf dieser Tafel von 1 m 76 cm Breite und
97 cm Höhe sind drei den Leidensgang des
Erlösers beschliefsende Scenen vereinigt. Als
Hauptdarstellung nimmt die Kreuzigung die
Mitte ein. Christus hängt zwischen den beiden
Schachern am Kreuze, von zahlreichen Freunden
und Feinden umgeben. Im Vordergründe links
erscheint die Kreuzschleppung, rechts die An-
heftung an's Kreuz. Ganz vorn kniet links ein
älterer Mann mit kurz geschnittenem grauen
Haar, in pelzverbrämtem schwarzen Anzüge,
die Hände zum Gebete gefaltet, hinter ihm seine
Frau, einen rothkörnigen Rosenkranz haltend.
Rechts kniet ein jüngerer Mann, ihr Sohn, nebst

seiner Frau, hinter ihnen ein Mädchen im
Kindesalter, wahrscheinlich ihre Tochter, alle
drei in Grün gekleidet. Vor jeder der beiden
Gruppen ist das Familienwappen aufgestellt. Der
Schild enthält auf dunkelblauem Grunde drei
goldene Wasserkübel (2. 1.), über dem Helme
befindet sich ein Flügel, dessen untere Hälfte
blau, die obere golden ist. Im Hintergrunde
hat das Bild eine hügelige Landschaft, in welcher
man links die Stadt Jerusalem sieht. Goldgrund
ersetzt die Luft. Es fehlt in dem Bilde nicht
an wohlgelungenen, selbst an grofsartigen, ein
tiefes Gefühl bekundenden Einzelheiten, denen
sich Anflüge von derbem Humor gegenüber-
stellen. In hohem Grade störend mufs aber das
Ungeschick wirken, womit die Pferde der zahl-
reich erscheinenden Reiter behandelt sind. Das
Bild gibt sich dadurch den Schein eines die
Wirklichkeit überragenden Alters, während es
doch nicht von einem Vorgänger, sondern nur
von einem Nachfolger des Meisters Wilhelm
gemalt sein kann. Die Chronologie der Fun-
datoren weist seine Entstehung in die Nähe des
Jahres 1400, wie das aus den beim Eingange
vorhin nachgewiesenen Daten gefolgert werden
mufs. Der ursprüngliche Bestimmungsort dieses
Gemäldes ist nicht mehr bekannt.

Ein zweiter Bürgermeister Goddert von
Wasserfafs theilte 1487 die Regierung mit Goswin
von Strahlen, 1493 mit Tilman von Siegen. Er
war ein grofser Wohlthäter seiner Pfarrkirche
zur heil. Columba, die er 1493 nach Westen hin
durch den Anbau einer Kapelle vergröfserte.
Er versah diese mit Gestühle und Grabstellen,
und sorgte durch eine Rentenstiftung für den
daselbst abzuhaltenden Gottesdienst. (Ennen
„Gesch. d. Stadt Köln," III. 998, mit Bezugnahme
auf handschriftliche Aufzeichnungen im Stadt-
 
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