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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Schell, Otto: Burg Leysiefen bei Leichlingen (unweit Köln): (Höhen- und Wasserburg zugleich)
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0053
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Burg Leysiefen bei Leichlingen (unweit Köln).

(Höhen- und Wasserburg zugleich.)

Von O. Schell, Elberseld.

ie beiden Systeme der Burgen (Höhen- und Wasserburg) sinden sich in Leysiesen*)
vereinigt. Die Burg lag nämlich auf einem niedrigen Hügel, der ursprünglich die
letzte Kuppe eines von Südosten nach Nordwesten streichenden, in das Wuppertal
kurz absetzenden Höhenzuges bildete. Da der Hügel, aus dem sich die Burg erhob,
nicht bedeutend rvar, so lag eine Abtrennung desselben durch einen bis zur Sohle
gesührten Graben ziemlich nahe. Dadurch wurde die Lage der Burg eine weit günstigere, ihre Sicherheit
bedeutend erhöht. Von diesem erwähnten Durchstich aus wurde noch ein zweiter gegraben und damit
der Burgberg nach allen Seiten isoliert: Wasser- und Höhenburg waren auss glücklichste vereinigt (m. vergl.
auch Llemen, Kunstdenkmäler der Nheinprovinz III, S. 99).

Heute erheben sich nur noch dürstige Mauerreste von Leysiesen, so stark zerfallen und überwuchert, datz
die genaue Feststellung der Ringmauer usw. nur mit grotzen Opsern zu ermöglichen ist.

Hier wohnte das Geschlecht derer von Leygensiphen, Leygesisen, Leygensisen oder Leinsiesen.
Historisch begründet ist, datz Adolf V., Graf von Berg (1259—1296) den Sieger von Worringen (1288),
im Aahre 128O die Burg Leysiesen von dem damaligen Besitzer, Adols Leygensisen, erstand. Die betrefsende
Urkunde sindet sich u. a. abgedruckt in Kremer, Akademische Beiträge zur Gülch- und Bergischen Geschichte,
Mannheim 1781, III, S. 167—170. Der Kauspreis war sür jene Zeit nicht gering; er lätzt wohl einen Nück-
schlutz auf die Wichtigkeit der Burg zu, welche zwei Stunden unterhalb des Hauptsitzes der Bergischen
Grafen — Schlotz Burg an der Wupper — lag und den Zugang zur Rheinebene in dem schmalen Wupper-
tale deckte. Gerade dieser Rmstand lätzt die Schlutzfolgerung zu, Gras Adols von Berg habe sich um jeden
Preis in den Besitz von Leysiefen gesetzt, um den Zugang zu Schlotz Burg zu sichern. Zu diesem Zweck
mag er auch die fortisikatorische Bedeutung Leysiesens durch die oben erwähnte Durchstechung des
Landrückens erhöht haben. Das nahe Nesselrode war ihm ohnehin durch die in hohen Staatsämtern be-
sindlichen Besitzer dieser Burg durchaus ergeben. Zieht man serner die ganze Zeitlage in Betracht, so
gewinnt diese Ausfassung noch an innerem Halt. Als Gras Adolf von Berg die Burg Leysiesen erwarb, war
die politische Situation am Niederrhein bedenklich zugespitzt. Der grotze Schlag der niederrheinischen
Territorialherren gegen den Erzbischos von Köln, der in der Schlacht von Worringen 1288 gesührt wurde,
wars viele Zahre seine Schatten voraus. Gras Adolf von Berg war in erster Linie beteiligt. Er war darum
gezwungen, seine Stammburg an der Wupper gegen jeden von Westen her vordringenden Feind zu schützen.
An dieser Hinsicht war Leysiesen von hervorragender strategischer Bedeutung, weil hier das Wuppertal,
das bis Nesselrode hin ziemlich breit ist, sich plötzlich verengt und durch die Burg Leysiesen vollständig be-
herrscht wurde; Leysiefen gab den Schlüssel sür den weiter auswärts führenden Wupperlaus mit Schlotz
Burg ab.

Die Sage, der der Historiker gewitz keine zu grotze Bedeutung beimessen darf, scheint unsere Aussassung
von Leysiefen, wie wir sie oben darlegten, zu unterstützen. Sie bringt in geradezu aufsallender Weise Gras
Adols V. von Berg mit Burg Leysiefen und ihrem einstigen Anhaber Zobbe (von Albrecht Zobbe von
Leisiepen ist das Siegel, der doppeltgezinnte Querbalken, das zu den Bergischen Grasen in besonders
enger Verbindung steht, erhalten) in Verbindung**). Ach habe mich darüber eingehend in der Monatsschrist
des Bergischen Geschichtsvereins V, 208 ss. geäutzert.

Die Nuinen von Leysiefen stellen sich heute als ein ungefähres Rechteck von 15 zu 25 m dar. Allem
Anschein nach lag der Schwerpunkt der Besestigung nach der Wupper zu. Das entspricht der ganzen ört-
lichen Situation und den von uns in Betracht gezogenen Verhältnissen. Hier scheint auch der Bergsried

*) Mit „Siefen" oder „Siepen" bezeichnet man allgemein im Bergischen schmale, wasserhaltige Täler. „Ley" ist aber
die Bezeichnung sür schieserige Felsen, Abarten der Grauwacke und ähnliches Gestein, womit der Namendeutung genügt
sein dürfte.

**) Carl vom Berg. Urkundenbuch von Leichlingen, Tasel I.
 
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