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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 30.1936

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Schönbaumsfeld, Elfriede: Die ästhetische Kontemplation in der Weltanschauung Eduard Stuckens
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Bruchhagen, Paul: Hanslick und die spekulative Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.14193#0284
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BEMERKUNGEN

wird Sinnlichkeit veredelt und die Sphäre des Ästhetischen überhaupt ist der Raum,
in dem durch Sublimierung der Sinnlichkeit zum ästhetischen Erlebnis die Schuld der
Sinnlichkeit überwunden wird.

Gebrauchte Abkürzungen:
Götter = „Die Weißen Götter",
Schatten = „Im Schatten Shakespeares",

Insel Perdita = Das Gedicht: „Die Insel Perdita" aus der gleichnamigen Sammlung,
Erde (Insel Perdita) = „Erde", ein Gedicht aus der Sammlung „Die Insel Perdita",
Blizzard = „Ein Blizzard".

Hanslick und die spekulative Ästhetik

Von

Paul Bruchhagen

Im Folgenden soll das Verhältnis der Schrift Hanslicks „Vom Musikalisch-
Schönen" zu den Ästhetiken von Hegel und Fr. Th. Vischer geklärt werden.

Daß Beziehungen zwischen Hanslicks und Hegels und Vischers Ästhetik be-
stehen, geht aus Hanslicks direkten Zitaten deutlich hervor. Wie sich diese Be-
ziehungen über die Zitate hinaus genauer darstellen, das soll im Folgenden an aus-
gewählten Beispielen untersucht werden. Die Feststellungen, welche bisher zu diesem
Problem gemacht worden sind, rühren hauptsächlich her von Franz Marschner
(Kants Bedeutung für die Musikästhetik der Gegenwart, Kant-Studien VI), von
Felix Printz (Zur Würdigung des musik-ästhetischen Formalismus Eduard Hans-
licks, Leipzig 1918), und von Rudolf Schäfke (Eduard Hanslick und die Musik-
ästhetik, Leipzig 1922). Hanslicks Buch wird nach der 13.—15. Auflage von 1922
zitiert, Hegels Ästhetik nach der Ausgabe von Hotho (1835 ff.) und Vischers Werk
nach der ersten Auflage 1846 ff.

1. Hanslick definiert das Schöne S. 20: „Das einzelne Kunstwerk verkörpert ...
eine bestimmte Idee als Schönes in sinnlicher Erscheinung. Diese bestimmte Idee,
die sie verkörpernde Form und die Einheit beider sind Bedingungen des Schönheits-
begriffs, von welchen keine wissenschaftliche Ergründung irgendeiner Kunst sich
mehr trennen kann." Diese Definition liegt Ausführungen wie denen von S. 7 und
S. 59 zugrunde. Die Definition bei Hegel lautet I, 137: „Das Schöne ist die Idee in
einer bestimmten Form ..Hanslick wandelt diese spekulative Bestimmung nur
unwesentlich ab. Hegel 1,150: „Das Schöne ist die Idee als unmittelbare Einheit des
Begriffs und seiner Realität, jedoch die Idee, insofern diese ihre Einheit unmittelbar
in sinnlichem und realem Scheinen da ist." Bei Vischer lautet der § 14: „Das Schöne
ist ... die Idee in der Form begrenzter Erscheinung. Es ist ein sinnlich Einzelnes,
das als reiner Ausdruck der Idee erscheint, so daß in dieser nichts ist, was nicht
sinnlich erschiene und nichts sinnlich erscheint, was nicht reiner Ausdruck der Idee
wäre. Es unterscheiden sich also drei Momente: die Idee, die sinnliche Erscheinung
und die reine Einheit beider."

Man hat Hanslick einen Formalisten genannt und sich dabei auf S. 5 seiner
Schrift berufen: „Das Schöne hat überhaupt keinen Zweck, denn es ist bloße
Form ..." Dazu bildet Vischers § 55 die zeitlich ältere Parallele: „Das Schöne ist
... reiner Schein in dem doppelten Sinne, daß in ihm bloß die vom Stoffe abgelöste
Oberfläche wirkt und daß in dieser ebendaher alles das, wodurch die Gestalt dem
Einflüsse des störenden Zufalls verfällt, ... unschädlich gemacht ist. Diese beiden
 
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