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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Böttcher, F.: Brokat- oder Metall-Druck
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0105

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April-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite 63.

lrokat- oder Metall - Mruck.

von F. Böttcher,
farbige Behandlung der Möbel, sowie die malerische Anordnung der vor-
hänge, Portieren. Betthimmel n. dgl. m. ist eine berechtigte Forderung des
Publikums, und wird derselben Seitens der Kunstgewerbtreibenden gern entsprochen,
doch stehen oftmals ganz bedeutende Hindernisse im Wege und das ist der Kosten-
punkt, da schöne und reiche Stoffe nicht billig sein können und demgemäß schwer
zu angemessenen Preisen zu beschaffen sind.

Da hat nun in der letzten Zeit die Firma F. W. Wegcner in Coppenbrügge
in Hannover eine für die Jnnen-Dckoration sehr nützliche Neuerung gebracht, indem
sie den „Brokat- oder Metall-Druck" erfand, mit welchem sich die Firma viel Freunde
und namentlich Freundinnen erwerben dürfte, da sich derselbe in ausgezeichneter
Weise zur Dckorirung von Stoffen für Fenster, Thüren, Betten, sowie für Tischdecken,
zu Dekorationen bei festlichen Gelegenheiten usw. eignet. Der Brokat- oder Metall-
Druck kann auf Seide, Sammt!"
und Wollenstoff, sowie auch j
auf Tuch, Leinen, Jute und!
anderen Stoffen, und in den!
verschiedensten Farben, Gold, j
Silber, Kupfer usw. in der
besten und dauerhaftesten
Weise sowohl auf neuen wie
auch auf bereits in Gebrauch
gewesenen und sogar ver-
schossenen Stoffen ausgeführt
werden. Der Netall-Druck
ist von einer prächtigen Wir-
kung, dabei im verhältniß zu
seiner Schönheit, angemessen
billig und dürfte sich, in An-
betracht der jetzt herrschenden
Vorliebe für golddurchwirkte
Stoffe, bald allgemeiner Be-
liebtheit erfreuen. Die neuen
wie auch schon gebrauchten
Stoffe werden mit Grnamen-
tcn aller Art versehen, die
theils in feinen Linien den
ganzen Stoff überspannett,
oder die Kanten und Mittel-
stiicke in der verschiedensten
Iveise geschmackvoll und schön
dekoriren. Die zur Verfügung
stehenden Muster erlauben
eine große und vielseitige Ab-
wechselung. Man findet dabei
kleine allerliebste Verzierun-
gen, große Ranken, Blumen
und Früchte, Zweige mit
Blüthen und Blättern, sowie
fortlaufende Frießverzierun-
gen in allen Stilen und
Größenverhältnissen, beson-
ders nehmen sich die vom
Schreiber dieses in Augen-
schein genommenen in matt
und grüngold auf dunklet:

Saum ausgcführten Apriko-
senzweige sowie Pfauenfedern
wie auch die Ornamente und
Blumen auf Seide gut aus.

Wem die Musterkollektion
nicht genügt, bezw. wenn sich
die aufzupressonden Vrna-
mente an schon vorhandene

M unseren -Dllustratwnen.

"Abbildung Nr. 558. SrrlMt'Schvcknlrckzvir im Stil Louis XVI.

Ausführung gedacht in lackirtem Holz mit Vergoldung und Malerei. Entwurf von Iv. Zaiser.

Zimmcr-Dekorationen anschließen müssen, so sorgt die ausführende Firma für durch-
aus stil- und sormengemäße Anpassung und mustergültige Farbenstimmung.

Auch zur Herstellung von Wandschirmen, Füllungen für Wandbekleidungen,
vorübergehenden Saal- und Theater-Dekorationen dürfte sich das neue Druckverfahren
seiner relativen Billigkeit halber recht gut eignen. —

Ein Kvlr>f>nl-Mvdvll. vom neuen Reichstagsgebäude in Berlin wird auf
der Weltausstellung in Chicago, wie die „Bl. f. Archit. u. Kunsth." berichten, ein
Gipsmodell in t/sö der wirklichen Größe zur Ausstellung gelangen. Diese möglichst
genaue Nachbildung dürfte alles bisher bei ähnlichen Arbeiten Geleistete an Vollen-
dung übertreffen. Ts ist ohne die als Umgebung dargestcllten Straßentheile, 5,60 ru
^ng, H,H5 in tief und bis zur Spitze der Kuppellaterne 2,0 irr hoch. Die Herstellung
befolgt durch den Stuckatör und Bildhauer R. Berger, der seit mehreren Jahren
bereits beim Reichstagsbau thätig ist. Die Bildwerke und Ziertheile sind, der Aus-
führung genau entsprechend, durch die Bildhauer A. Vogel, varnesi u. A. mit
peinlicher Genauigkeit Hochgebildet worden. Das Modell ist nahezu fertig gestellt
und soll in Kurzem den weg übers Meer antreten. —

Titel-Vignette. Unsere Titelseite zeigt diesesmal ein Postament in italie-
nischem Renaissancestil mit ornamental geschnitzter Füllung und bekrönt von einer
eigenartig elegant geformten Vase, die in den lebhaften Farben glasirter Majolika
gedacht einen schönen Gegensatz zu dem Postament und mit demselben zusammen
eine reiche Dekoration sowohl für eine Ecke wie für eine Langwand geeignet,
bilden würde.

Pianino im Rokoko stil (Abbildung Nr. 5fiZ) von Alois Fuchs. Für kein
Möbel sind die allgemeinen Abmessungen bestimmter vorgeschrieben, als für ein
Instrument. Keins aber muß auch so sehr im Stande sein, sich mit der weiteren
Ausbildung seiner äußeren Hülle an die verschiedensten Stilfassungen anzuschließen.
Der vorliegende Entwurf zeigt dezente Formen und maßvollen Aufwand und dürfte,
wenn gut ausgeführt, gewiß jeder Rokokoeinrichtung zur Zierde gereichen.

Waffeu-Schrank mit Intarsien (Abbildung Nr. 5-tfi) nach Entwürfen

"I von Direktor Schick, gezeichnet
von Georg Zimmer. Dieser
Schrank ist von W. Hektar
in Kassel für die dort im
Jahre fS88 stattgehabte Jagd-
und Sport-Ausstellung aus
Nußbaumholz angefertigt.
Der gefällige Aufbau zeigt
reichen Jntarsienschmuck, und
zwar sind die Einlagen aus
Kupfer- und Zinnplättchen
hergestellt, wodurch ein über-
aus lebhaftes Ansehen ge-
wonnen wurde. Ornamen-
taler Schmuck wechselt mit
Emblemen der Jagd und des
Feldes, welch letztere speziell
in der oberen Bekrönung be-
sonders hübsch gruppirt sind.
Daß auch ein Theil der Rah-
menhölzer der Thüren mit

> Dekor bedeckt ist, hebt die
Theilung in den Formen des

> Möbels noch gefälliger her-
^vor, ohne daß der Einblick
! in die Glasscheiben hierdurch

wesentlich beschränkt wäre,
ein Umstand, den die eigent-
lichen Jagdliebhaber bei Auf-
stellung ihrer Gewehre gewiß
sehr bedauern würden. Es
bedarf kaum der Hinzufügung,
daß dieser Schrank durch seine
künstlerisch schöne Ausfüh-
rung auf der genannten Aus-
stellung wahlberechtigtes Auf-
sehen erregte und auch dem-
entsprechend eine besondere
Auszeichnung erhalten hat.

Zwei Lehnen für
Bauernstühle (Abbildung
Nr. 5H5 u. 5H-), entworfen
von Architekt H. Kirchmavr.
Bei der Gepflogenheit, die
Lrettlehneu von Stühlen auf
Treppeuplätzen und in Veran-
den mit Schnitzerei zu be-
decken, hat man für diese den
anderweit seltenen vortheil,
daß die Wirkung durch die

----___! dem Zug des Ornamentes

nachgchend lebhaft ausgeschnittenen Konturen wesentlich gesteigert wird. Hierzu
kommt noch, daß die Einfügung der für den Eingriff mit der Hand erforderlichen
Veffnung zu den vielieitigsteu Variationen Gelegenheit gibt. Unsere Abbildungen
zeigen, wie alle diese Umstände sowohl bei figürlicher wie bei ornamentaler Auf-
fassung benutzt werden können, und geben wohlgelnngcne Beispiele dafür, daß bei
diesen Stühlen nie zwei dieselbe» Lehnen zu haben brauchen. Sehr schöne derartige
Stühle mit figuralen Darstellungen werden sich gewiß allen Denen ins Gedächtniß
geprägt hoben, die^das Glück hatten, das Schloß Putbus auf der Insel Rügen zu
besehen, wo das Treppenhaus des Thurmes in allen Geschossen damit besetzt ist.

Fantasie-Schränkchen und Stuhl (Abbildung Nr. 5fi8) von Architekt
R. Dorschfeldt- Fachlehrer an der Kunstgewerbeschule zu Magdeburg. Dieses graziöse
Schränkchen legt für den Künstler Zeugniß von seltener Beherrschung der Formen
ab. Es ist >m Stil Louis XV. gehalten, in dem das Ornament sich noch den
klassischen Formen nähert, in seiner Gruppirnng aber schon die Freiheit der Ueber-
gänge aus der Rokokozeit ahnen läßt. Für die Ausführung ist ungeöltes amerika-
nisches Nußbaumholz gedacht, wobei der Fond der Füllungen in Tujaholz, die In-
tarsien in Palisander- oder Schlangenholz in Abwechselung mit Metall und Elfen-
 
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