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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Commichau, Felix: Paul Lang - Ober-Türkheim (Württemberg) z.Zt. Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0156

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PflUt hflnS OBCR^THRKHeim (WMRTTemBeRG)
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Glinge Kunst und junge Kraft,
!|PfrW * sie sind eins bei uns! — Tiefe,
[(^^^J /J innige Freude erfüllt uns, zu
\§*;' 'Mgk W sehen, wie in das Bette, das
:äSii3i£SL_il? unsere Bahnbrecher gegraben,
täglich auf's Neue viel frische Quellen
münden. Nimmer droht es leer zu werden;
ein Strom schon füllt es, der täglich höher
schwillt und täglich mächtiger dahinbraust
durch das deutsche Land. — Während in
Frankreich und auch in England nach
jungen Kräften besorgte Ausschau gehalten
wird, da es der dort aufgekeimten Blüte
der neuen Kunst an solchen zu mangeln
beginnt, ja während es scheinen will, als
stände dorten die künstlerische Jugend dem
grossen Ideenkampfe, in welchen sie doch
hineingeboren ist, fast teilnahmlos gegen-
über — drängt solche bei uns mit fast
unerhörter Energie zu den Fahnen, die die
Abkehr vom Veralteten als Zeichen tragen,
und die emporweisen auf noch unbeschrittene
Bahnen menschlicher Kunst - Bethätigung.
Mögen den jungen Geistern sich noch
so viele Hemmnisse in den Weg werfen,
mögen noch so viel verknöcherte Kunst-

Schulmeister die ihnen von Staats wegen
anvertrauten Famuli immer wieder zum ge-
wissenhaften Durchkäuen vergangener Herr-
lichkeiten zwingen, mögen sie noch immer
gewisse Epochen als die einzig irdische Ver-
körperung wahren Kunstgeistes hinstellen
und preisen — es hilft nichts; wenn auch
die Hand des Jünglings die vorschrifts-
mässigen Ideale nachahmt, welche, teils
auf Pappdeckel geklebt, teils in Gips ge-
gossen, ihm eigentlich nur erzählen, dass
auch sie einst da und dort gelebt, — sein
Geist ist anderwärts, er schaut in entgegen-
gesetzte Richtung als der des Herrn Prä-
ceptors. Der Zeitgeist sitzt ihm im Nacken
und treibt ihn der Kunst zu, die so lebens-
warm und jugendfrisch ist als er selbst. Ein
junger Freund, der in einem bekannten
Atelier ein grosses, mühseliges Werk in
italienischer Renaissance durcharbeiten
musste, sagte mir einst: »Ich komme mir oft
seltsam vor; arbeite ich im Atelier, so denk'
und fühl' ich Renaissance, arbeite ich aber
zuhause für mich selbst, so wird alles modern.
Ich grüble weder, noch studiere ich daran,
es fliesst von selbst auf's Papier; ich kann
 
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