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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Maass, Ernst: Inschriften und Bilder des Mantels Kaiser Heinrichs II., [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0210

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Abhandlungen.

Inschriften und Bilder des Mantels
Kaiser Heinrichs IL

(Mit 2 Abbildungen.)

I.

[er im Bamberger Dom-
schatz aufbewahrte blau-
seidene sogen. Mantel
Heinrichs IL, des Hei-
ligen, ist, soweit mir be-
kannt, drei Mal Gegen-
stand eingehender Be-
sprechung gewesen. Der
Jesuit Sollier hat in dem zu Antwerpen im
Jahre 1723 gedruckten dritten Bande der »Ada
Sanclorum* vom Juli p. 782 zur Kenntnifs dieses
merkwürdigen Denkmals ein wenig beigetragen.
Die von ihm veröffentlichten Zeichnungen des
Bamberger Archivars Eppenauer sind unzu-
reichend, z. Th. vollkommen fehlerhaft; sein
Kommentar behandelt die aufgestickten Dar-
stellungen als signa aenigmaiica, das ganze als
ein mysleriosum monumcntum, satis mirabili
sacrorwn profanorumque commixtione distinctum,
quibus in rectum se?iswn ordinandis aut exph-
candis curiosa ingenia incassum haclenus desu-
dassc dicuntur. . . Sludiosc aliqua involvisse
alque affectata seu vera ignorantia aenigmaticis
locntionibus implicuisse videlur (der Künstler}.
Seine eigenen (allerdings sehr seltsamen) Er-
klärungen gibt der Bollandist von vornherein
ohne Weiteres mit den Worten Preis: quibiis
cuique liberum erit pro captu et eruditione alias
snbstitncre. Wenig brauchbar ist auch die Arbeit
des Jesuiten P. H. Schütz, Lehrers der Ge-
schichte in Ingolstadt, in dem Buche Mantum
Bambcrgense S. Hcnrici Caesaris notis illuslra-
tum (Ingolstadt 1754) mit der Abbildung aus
den »Acta Sanclorum*. Auf dies Buch geht
zurück, was Chr. G. v. Murrs »Merkwürdigkeiten
der fürstbischöflichen Residenzstadt Bamberg«
(Nürnberg 1799) S. 102 bis 116 über den
Mantel enthalten. Einen guten Schritt vorwärts
that der Stiftsherr an der ehemaligen Krönungs-
kirche deutscher Könige in Aachen, Franz
Bock, in seinem in der Wiener Hof- und Staats-
druckerei im Auftrag des österreichischen Kaiser-
hauses gedruckten seltenen Prachtwerke »Die

Kleinodien des heiligen römischen Reichs deut-
scher Nation nebst den Kroninsignien Böhmens,
Ungarns und der Lombardei« (Wien 1864),
Tafel XLI, S. 191 ff. Vor allen Dingen ver-
fügte Bock über die bestmögliche originale
Kenntnifs der einschlägigen Insignien. Was er
über das Aeufserliche des Mantels sagt, über
Technik und Schnitt, über Abänderungen, auch
über ähnliche Denkmäler kirchlicher Praxis
(z. B. über den sogenannten ungarischen Krö-
nungsmantel Stephans des Heiligen), mag man
bei ihm nachsehen. Laien wie ich werden für
diese und ähnliche Fragen auch des Jesuiten-
paters Joseph Braun Schriften (»Die priester-
lichen Gewänder des Abendlandes« und »Die
pontifikalen Gewänder des Abendlandes«, Frei-
burg i.Br. 1897 und 1898) mitNutzen heranziehen.
Bock hat auch gesehen, dafs der ursprüngliche
Mantelstoff durch einen moderneren, gothisch
gemusterten Granatapfelstoff (auch nach A.
v. Drach im XV. Jahrh.) ersetzt ist, und dafs auf
diesen die alten Inschriften und Bilder neu
aufgenäht worden sind. Endlich hat Bock über
die christlich-kirchlichen Darstellungen auf dem
Mantel eigene Gedanken gehabt. Mifsglückt
ist ihm die Behandlung des profanen Materials,
1 und von den Bildern wie Inschriften des Mantels
sind dreiviertel profanen Inhalts, Schilderungen
aus der griechischen „Sphäre". Ich werde Bock
stets eingehend berücksichtigen, manchmal, be-
sonders wo ich ihm folge, wörtlich citiren.
Seine Verdienste sollen durch die nothwendige
Berichtigung und Weiterführung der von ihm
ja doch eigentlich zum ersten Male angefafsten
Probleme in keiner Weise geschmälert werden.
Bock's Buntdruck nach Zeichnung (Tafel XLI)
zeigt den bis auf die Halsöffnung ge-
schlossenen Mantel gewissermafsen durchge-
schnitten als ein ebenes Stück Tuch, unsre
Photographie gibt ihn in zwei Hälften halbirt,
die man sich so zusammengestückt denken
mufs, dafs diejenige Hälfte, welche die ausge-
schnittene Halsöffnung enthält, naturgemäfs die
vordere, die andere die hintere Seite darstellt.
Das ist die wichtigste Voraussetzung zur Be-
urteilung des Denkmals. Bocks Abbildung
trägt aber die sichersten Spuren der Stilisirung,
die hie und da, auch in den beiden Halb-
 
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